Gestern Abend fand die Berlin-Premiere von „Ramstein – Das letzte Gefecht“ im Kino Babylon statt. Zwischen den 120 Besuchern klafften leider große Lücken in dem Saal, der eigentlich für 500 Menschen Platz bietet.
Für die Diskussion mit den angereisten Podiumsgästen Norbert Fleischer aus Leipzig und Wolfgang Jung aus Kaiserslautern blieben so gut wie alle Besucher im Saal.
In den Fragen der Zuschauer klang immer wieder an, dass viele verunsichert sind und nicht wissen WIE sie selbst tatsächlich aktiv sein können, andere wiederum berichteten, dass sie sich bereits völlig ohnmächtig fühlen und Proteste auf der Straße sowieso nichts bewirken können.
Darüber, dass in Ramstein gegen das Grundgesetz verstoßen wird und der Drohnenkrieg darüber hinaus auch das Völkerrecht, sowie die Menschenrechte tagtäglich verletzt, sind wir uns alle einig, daher möchte ich hier nochmal besonders auf die Frage „Was können wir tun?“ eingehen.
Es ist ein Dreiklang aus medialer Einschüchterung, politischer Maßregelung und finanzieller Limitierung, der die meisten Menschen passiv werden oder bleiben lässt. Wer hat denn schon Zeit sich ehrenamtlich für Frieden zu engagieren, oder regelmäßig Hintergrundinformationen zu recherchieren?
Schließlich müssen die Miete, die Krankenversicherung und das Auto erst mal bezahlt werden.
Ein weiteres Hemmnis ist die Angst davor was passiert, wenn man aus der Herde ausbricht.
Klar wäre schon viel gewonnen wenn wir bewusstere Kaufentscheidungen treffen würden um Großkonzernen nicht das Geld hinterher zu werfen, ohne das wir es merken. Die Produktvielfalt im Supermarkt ist nur eine vorgetäuschte Vielfalt.
Oder wenn wir Energie- und Nahrungsmittelautarkie anstreben würden, mehr Sport treiben würden und weniger fernsehen und wieder öfter mit älteren Menschen ins Gespräch kämen.
Statt dessen verrennt sich eine ganze Generation, so scheint es, im digitalen Zeitalter, und verliert dabei, ohne es zu merken das Wissen und die Lebenserfahrung der vor-vorigen Generation, die nur begrenzten Zugang zu dieser „schönen neuen Welt“ („Brave New World“) hat.
Ich habe „Veranstalter“ nicht gelernt und dennoch war es mir möglich die gestrige Berlin-Premiere im Kino Babylon statt finden zu lassen. Manchmal genügt nur ein Anruf und das ist der leichteste Teil. Schwieriger wird es dann so eine Veranstaltung bekannt zu machen, wie ich feststellen musste. Aber auch das kann man mit einfachen Mitteln meistern.
„Ich kann meinen Freunden nicht erzählen was ich heute Abend hier gesehen habe, das würden sie nicht verstehen.“ äußerte eine andere Besucherin in der Diskussion nach dem Film.
Wenn es ihre Freunde sind, dann werden sie nachhaken wenn man anfängt davon zu erzählen.
Wenn die Reaktion abgrenzend oder gar isolierend ist, dann ist die Frage berechtigt, wie gut die Freundschaft eigentlich ist und ob sie es wert ist aufrecht erhalten zu werden.
Ich kann hier wirklich allen Mut machen. Warten Sie nicht darauf das andere den ersten Schritt machen, oder auf eine Petition bei der dann alle mal so richtig ihre Meinung klicken können.
Der mit Abstand größte Protest seit langem am 10. Oktober 2015 gegen TTIP, zu dem sich auch die Organisationen und Gewerkschaften getraut haben aufzurufen, und für den Sonderzüge und Busse bemüht wurden, hat in Berlin zwischen 250.000 und 300.000 Menschen auf die Straße gebracht. Manche sprechen sogar von 500.000 Teilnehmern. Aber selbst das sind gerade mal 0,6% der Bevölkerung. Mal ehrlich, soll das wirklich alles sein??? Ist doch logisch, dass sich dann nicht gleich etwas ändert.
Die selbstorganisierte Europäische Bürgerinitiative gegen TTIP und CETA hat insgesamt 3,28 Mio Unterschriften gesammelt. Auch das sind gerade mal 0,6% der EU-Bürger. Und da erwartet einer, dass sich groß was tut?
Das alles muss noch viel viel mehr werden und ist aus den genannten 3 Gründen (mediale Einschüchterung, politische Maßregelung und finanzielle Limitierung) eine große Herausforderung.
Das Internet ist dabei der größte Segen und der tückischste Fluch zugleich. Hervorragende Vernetzungsmöglichkeiten stehen Überwachungsmöglichkeiten und Kontrolle des Protestes gegenüber.
Die Revolution kann nur im echten Leben statt finden, nicht online! Für die Verbreitung von Informationen ist das Netz hervorragend, aber solange der Protest im Netz bleibt, ist er wirkungslos und unsichtbar. Und der Person die gestern Abend sagte „Auf die Straße gehen und demonstrieren bringt eh nichts“, möchte ich erwidern: Das kommt ganz auf die Größe an!
In den letzten Jahren haben wir in Deutschland nichts nennenswertes gesehen und über die immer wieder stattfindenden Millionen-Proteste in China, Russland, Spanien und Brasilien informieren unsere Mainstream-Medien nur am Rande oder gar nicht.
Abschließend noch der Verweis auf eine Liste mit konkreten Dingen, mit denen jeder bei sich selbst anfangen kann.
Meinen herzlichen Dank an alle, die sich für Frieden und den Erhalt einer gesunden Umwelt engagieren. Im Großen und im Kleinen!
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Daniel Becker
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PS: Medienberichte über die Veranstaltung im Kino Babylon werden ergänzt, sobald sie erscheinen.
Update 20.7. ———————————————————————
Hier ist ein Medienbericht, über den wir uns freuen. rtdeutsch berichtete heute und hat auch diesen Videobericht bei youtube eingestellt:
Es war die größte Protestaktion gegen Drohneneinsätze, es waren die größten Aktionen der Aufklärung und Information in der Geschichte des jahrzehntelangen Protestes gegen die Militärbasis der USA in Ramstein. Wir haben die Stimmung in der Region zugunsten von Frieden verändert. Das ist das Resümee der vielfältigen Aktivitäten in Ramstein vom 09. bis 12.06.2016. Die Aktionen waren jung. Gleichzeitig war es toll, auch viele langjährige AktivistInnen wieder zu treffen.
Die Wiese des Camps stellte ein örtlicher Landwirt kostenfrei zur Verfügung; ebenso wurde Infrastruktur durch Anwohner bereitgestellt. Dies wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen und unterstreicht die Veränderung des Klimas vor Ort.
„Von deutschem Boden geht Krieg aus und wir fordern von der Bundesregierung, diese völkerrechtswidrige Kriegsführung der USA-Regierung zu beenden“, so Oskar Lafontaine, Eröffnungsredner auf einer der drei Auftaktkundgebungen.
„Lasst uns die Warnungen erneuern,
und wenn sie schon wie Asche in unserem Mund sind!“
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Hier ist Willy Wimmers Brandrede gegen die US-Air Base Ramstein, 10.6.2016, dokumentiert.
Das Wort zum Sonntag ist diesmal ein „Doppelwort“.
Zwei für uns Berliner Freidenker aber darüber hinaus für alle Friedensbewegten so wichtige Akteure, wie Klaus Hartmann, Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes, und Ken Jebsen, Seele des alternativen, aufklärerischen Webportals „KenFM“ sprechen über das von der Schweige- und Lügenpresse bestgehütete Geheimnis der kommenden Woche –
die große Anti-Drohnen und Anti-NATO-Demonstration
„STOPP RAMSTEIN!“
Kampagne Stopp Ramstein: Kein Drohnenkrieg!
08.-12.06. Aktivisten-Friedenscamp Stopp Ramstein
11.06. Stopp Ramstein Menschenkette für den Frieden