Uns erreichen immer wieder Leserbriefe, die eigentlich an die „junge Welt“ gerichtet sind aber nie das Licht derselben erblicken.
Offenbar landen sie im Papierkorb.
Diesen haben wir hervorgeholt:
«Stimme der Besiegten», Rezension von Miljenko Jergovics «Die unerhörte Geschichte meiner Familie», von Elfriede Müller, junge Welt vom 20.7.2017
Hallo,
Wenn die Rezensentin Mueller wie auch der von ihr gepriesene Autor Jergovic fuer die Zerstoerung Jugoslawiens 1990/91 pauschal den «Nationalismus» verantwortlich macht, so passt dies zwar zum
mittlerweile antinationalen Diskurs der schon geraume Zeit supranational (als «Wertegemeinschaft» und «Europa») agierenden Herrschenden, greift aber in zweifacher Hinsicht zu kurz:Zum einen wird der enorm wichtige aeussere Faktor fuer die Zerstoerung Jugoslawiens, der 1990/91 geradezu omnipotent gewordene IMPERIALISMUS, schlicht ausgeblendet.
Zum anderen aber muss die bei den Slowenen und Kroaten eingetretene Jugoslawien-Verdrossenheit in erster Linie als antinationaler Separatismus und Tribalimus begriffen werden. Jugoslawien krankte in diesem Sinne nicht an zuviel, sondern an zuwenig jugoslawischem Nationalismus!
Ausgesprochen zynisch wird die Rezensentin Mueller indes, wenn sie dann schreibt, Jugoslawien sei sowohl als Monarchie als auch als sozialistischer Staat «gescheitert«.
Seit wann , bitte schoen, «scheitert» ein Land, wenn es von einem auesseren Aggressor besetzt wird, wie 1941 das Koenigreich Jugoslawien von unserer Wehrmacht? Gescheitert ist in den Folgejahren bis 1945 doch allenfalls die Monarchie, als deren Widerstandskraefte , die Tschetniks, gegenueber den
kommunistischen Widerstandskraeften Jugoslawiens, den Partisanen, zunehmend ins Hintertreffen gerieten.Aber auch 1990/91 ist Jugoslawien nicht einfach «gescheitert», also quasi an sich selbst zugrunde gegangen: Ohne die imperialistische Einmischung haette der slowenisch-kroatische Separatismus und
Tribalismus keine Chance gehabt, das Land, dessen Bevoelkerungsmehrheit es auch in dieser Krisensituation nach wie vor haben wollte, zu zerbrechen.Mit freundlichenGruessen
H. K.