Landesverband Berlin im
Deutschen Freidenker-Verband e.V.

Ein neues Buch von Elias Davidsson, Aufklärer, Freidenker

Montag, 13. Februar 2017 von Webredaktion

Elias Davidsson beherrscht die Kunst, einfache Fragen zu stellen. Danach sammelt er die einfachen Antworten, stellt sie in einen nahe liegenden Kontext und – vermittelt unerwartete Einsichten, lenkt im besten Fall das Denken auf eine völlig neue Ebene.

Eine einfache Frage ist z. B. diese: „Welche Journalisten haben Mohammed Atta als einen Terrorverantwortlichen für 9/11 bezeichnet ohne Beweise für diese Behauptung vorzulegen?“ Ohne Vollständigkeit anzustreben, identifizierte Davidsson rund 130 Journalistinnen und Journalisten von 26 der bekanntesten deutschen Mainstream-Medien.

Diese Journalisten haben nicht nur gegen mehrere Gebote des Pressekodex verstoßen, sondern, so Davidsson: „mit ihren unbewiesenen Behauptungen… zur Teilnahme Deutschlands an einem Angriffskrieg (gegen Afghanistan) beigetragen.“ (Seite 360f). Der Angriffskrieg aber zählt international zu den schwersten Verbrechen.

Mit ähnlich peinlich-einfacher Fragestellung ist Davidsson an die Werke von 100 Vertretern der akademischen Elite Deutschlands herangetreten, die sich im Jahr 2002 mit 9/11 und der zugehörigen Legendenbildung beschäftigten. Das Ergebnis ist ernüchternd, denn dem Frager wurde „kein deutscher Professor bekannt, der öffentlich die offizielle Legende des 9/11 und die Fiktion der Terrorbedrohung hinterfragt.“ (Seite 359). Und resumierend schreibt Davidsson: „Es ist für unsere Zivilisation wichtig zu wissen, wie es dazu kommen konnte, dass beinahe die gesamte intellektuelle Elite des Landes in dieser Sache versagt hat…“ (Seite 285).

Der Leser von Davidssons Buch muss sich wahrlich nicht erst klar machen, dass der Verfasser Jude ist, um sich an einen anderen Zivilisationsbruch zu erinnern, in dem „beinahe die gesamte intellektuelle Elite“ Deutschlands und nicht nur diese versagte.

Das waren drei Zitate. Und das ist das neue Buch:

davidsson-cover-klein

(Zambon Verlag, Frankfurt am Main, 1. Auflage Januar 2017, ISBN 978-3-88975-252-9)

Der Band, mit einem Vorwort von Klaus Hartmann, hat 534 Seiten, davon 120 Seiten hochinteressante Materialien im Anhang. Der Anmerkungs- und Quellenapparat weist nicht weniger als 1320 Einträge auf, sogar ein 10-seitiges Personenregister ist vorhanden, Qualitäten, die heute keineswegs mehr selbstverständlich sind.

Das Buch ist klar gegliedert. Im Teil I werden in elf übersichtlichen Kapiteln + einer Zusammenfassung die Bausteine der 9/11-Legende dargestellt. Dabei geht es dem Autor nicht um eine weitere Detailschilderung aller Fakten, Fakes und Streitfälle. Vorhandenes, umfangreich publiziertes Material wird nicht erneut ausgebreitet. Vielmehr folgt der Autor immer seiner eigenen Richtschnur. Ich möchte sie einen konsequent rechtsstaatlichen Ansatz nennen. Das erscheint, wie oben schon bemerkt, ganz einfach: Ein Kapitalverbrechen liegt vor – Wie klärt der Rechtsstaat auf? Welche Ermittlungsroutinen greifen? Welche juristischen Verfahrensweisen werden angewandt bis hin zum Strafprozess? Erfolgte eine rechtsstaalich-korrekte Ermittlung der Schuld? Welcher Täter mit welchem Strafmaß?

Sich so auf die allein verbindlichen Rechtsmaßstäbe des demokratischen Staates stützend und jede Abweichung von der Norm aufdeckend, wie sie auf das Kerbholz interessierter mächtiger Kräfte kommen, vermittelt Davidsson etwas, was ich einen „Bewertungsvorsprung“ nennen möchte. Leser/Leserin bekommt eine „Durchblickrichtung“, die ihre Gültigkeit hat (und behält) unabhängig vom mehr oder weniger umstrittenen Einzelfaktum. Somit versinken weder der Autor noch seine Leserinnen in der Überfülle widersprüchlicher, von unterschiedlichster Seite präsentierter Fakten und „Fakten“, sondern betrachten primär, ob sie regelgemäß zustande gekommen sind oder ob etwa ihre Feststellung be- oder gar verhindert wurde.

Auch wer den Begriff „Verschwörungstheorie“ wertfrei und nicht als Kampfbegriff verwendet, kommt zu der Feststellung, dass Davidsson durchgängig Erklärungsversuche mittels Spekulation vermeidet. Sein Ansatz ist ein pragmatischer. Er analysiert, was ist bzw. war, was hätte sein müssen und welche Abweichungen nach Erklärung verlangen. Dabei billigt der Autor politischen Schwergewichten keine Ausnahmerechte zu, mögen sie nun US-Präsident oder UN-Weltsicherheitsrat heißen.

Das ist praktizierte Freidenkerei und Aufklärung in einem und führt von den bloßen Vermutungen oder unverbindlichen Verdachtsäußerungen auf die Ebene praktischer Annahmen, die „bis zum Beweis des Gegenteils als Grundlage für weitere Erklärungen, Untersuchungen, Forderungen und Maßnahmen“ (Seite 173) gelten dürfen. Das ist der Schritt auf die politische Ebene, der von ALLEN im Bundestag vertretenen Parteien vermieden wird.

An dieser Stelle unterbreche ich meine Buchbetrachtung und stelle ganz kurz einen anderen Elias Davidsson vor, nämlich den Komponisten. Im Netz habe ich viele kleine Stücke für den Klavierunterricht gefunden. Manchmal fühlte ich mich an Bela Bartoks „Mikrokosmos“ erinnert.

Und hier noch eine charmante Aufnahme:

Doch zurück zu dem Buch mit dem ernsten Thema.

Teil II beschäftigt sich mit dem modernen Terrorismus als Fiktion und als Realität. Es werden drei Haupttypen des Terrorismus unterschieden – Offener Staatsterrorismus, Authentischer Terrorismus und Verdeckter Staatsterrorismus. Die hier auf weniger als 20 Seiten vorgenommenen Unterscheidungen sind gültig für alle folgenden Ausführungen. Das sei deshalb unterstrichen, weil der Autor sich in den folgenden Teilen eindeutig auf die TerrorFIKTION konzentriert. Es ist die Stelle im Buch, an der ein größerer Exkurs über modernen Staatsterrorismus (einschließlich historischer Erkenntnisse) Platz finden und dem Werk eine weitere prinzipielle Dimension hinzufügen könnte.

Davidssons Hang zur Systematisierung ist eine Tabelle zu verdanken, die zehn Kriterien zur Unterscheidung von authentischem und verdeckten Staatsterrorismus bereitstellt (Seite 183f). So sehen erfreulich einfache Hilfsmittel aus, die nicht beanspruchen hochgestochene Wissenschaft zu sein, aber jedem Laien helfen können, den Wust vorliegender Informationen zu ordnen.

Teil III ist der Handhabung der 9/11-Legende und der Terrorfiktion gewidmet. Hauptgegenstand, wie -adressat dieses Abschnitts sind die deutschen Medien als Schwerpunkt, die deutsche Politik und die deutsche Wissenschaft. In präziser, feiner Untergliederung wird auf nur 35 Seiten eine Fülle aufklärungsfeindlicher und Verdummung produzierender Verhaltensweisen dieser Protagonisten angeprangert. Allein in diesem Teil werden rund 60 Belegstellen angeführt; niemals hat der Leser das Gefühl, mit bloßer Polemik abgespeist zu werden.

Teil IV ist überschrieben“Die gesellschaftliche Herausforderung“ und enthält nicht weniger als die Kernelemente einer Kritik des imperialistischen „Krieges gegen den Terror“ sowohl in seinen geopolitischen als auch seinen innerstaatlichen Dimensionen.

Das Buch endet mit dem Abschnitt „Diagnose und Therapie“. In ihm sind vier konkrete „Forderungen an das politische Umfeld“ ausformuliert, sechs „Forderungen an das mediale Umfeld“ und sieben „Forderungen im Bereich der Strafjustiz“. Damit entlässt uns der Autor in der Tat mit wesentlichen Bestandteilen eines demokratischen Aktionsprogramms in Zeiten der systematischen Aushöhlung der Demokratie und der verdeckten Faschisierung.

munich-klein

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass der Anhang die ausführliche Bewertung von zwölf Terroranschlägen aus den Jahren 2001 bis 2016 nach der oben genannten Kriterientabelle enthält.

Dem Buch ist weiteste Verbreitung zu wünschen und eine baldige Nachauflage, die auch Gelegenheit bieten sollte, eine Anzahl Dreckfehler auszumerzen, eventuell ein knappes Sachregister beizufügen sowie das Namensregister zu überarbeiten. Der Bildteil, so klein er ist, hat nach meiner unmaßgeblichen Meinung eine gute Qualität und ergänzt den Text wirkungsvoll.

Transparenz und transparency

Sonntag, 29. Januar 2017 von Webredaktion

Der folgende Beitrag erschien zuerst auf opablog. Er gehört aber sehr wohl auch hierher, denn er führt einen wichtigen Gedanken aus unserem Offenen  Brief fort.

Transparenz und transparency sind zwei Paar Schuhe.

Transparenz brauchen wir, wie die Luft zum atmen.

Wir wollen von unserer Sache überzeugen? Also müssen die Menschen unsere Sache rundherum beäugen dürfen. Wir wollen mit unseren Vereinen und Organisationen überzeugen? Also müssen die Menschen unsere Vereine und Organisationen auf Herz und Nieren prüfen dürfen. Und zwar, BEVOR sie sich dafür entschieden haben.

Wie willst du etwas prüfen, wenn du nicht hineinschauen darfst?

Für Lenin war das völlig klar: „Nach unseren Begriffen ist es die Bewußtheit der Massen, die den Staat stark macht. Er ist dann stark, wenn die Massen alles wissen, über alles urteilen können und alles bewußt tun.“ (8. November 1917, „Schlusswort zur Rede über den Frieden“, Werke, Band 26, Berlin 1961, S.246)

Mit der Privatisierung der Informationen fing alles an – Verzögern, Verschweigen, Halbwahrheiten – Stalin, bereits 1923. Die Privatisierung der Macht brauchte viele mühsame Schritte und harte Schnitte in Lenins Land der großen Revolution. Aber 1938 war sie vollendet. Die Privatisierung der Ökonomie war der letzte Stein aus dem Fundament. Auch er leider folgerichtig. Im Jahr 1991 war beendet, was 1923/24 begann.

Es war nicht nur Ironie der Geschichte, dass der Untergang von der Phrase „Glasnost“ (= „Transparenz“) begleitet wurde. Ein letztes Mal wurde mit dem Sehnen der Menschen gespielt. Als ob ein Führer (noch dazu ein überforderter) Glasnost verordnen könnte!

Transparenz entsteht einzig und allein dadurch, dass die Menschen auf der untersten Ebene offen zueinander sind, dass sie voreinander nichts zu verbergen haben und dass sie ihre Genossinnen und Genossen, die zeitweilig nicht auf der untersten Ebene sind (weil mensch sie zeitweilig zu Vorsitzenden/FührerInnen machte) zu genau derselben Offenheit zwingen.

An dieser Stelle kommt der „sicherheitsbewusste“ Einwand: „Um Gottes Willen! Damit liefern wir doch den Geheimdiensten alles auf dem Präsentierteller!“ Ja, so lebensfremd, geradezu „entwirklicht von heutiger Zeit“, denken Apparatschiks.

Eingeräumt sei, dass es zufälliges Internes geben kann, dass es nicht Wert ist, ausposaunt zu werden. Präziser ist also: Alles WESENTLICHE gehört auf den öffentlichen Platz. Und: Was wesentlich ist, bestimmt nicht primär der Informationsgeber, sondern derjenige, der die Information verlangt.

Die nächste Frage ist, wie Transparenz zweckmäßig zu organisieren ist. Hier kommt transparency ins Spiel. – Diskussion ist erwünscht, wie es auch in unserem Offenen Brief heißt: „Die noch zu wenig bekannten Orientierungen der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ betrachten wir dabei als DISKUSSIONSWÜRDIG und hilfreich.“ (Großbuchstaben von mir).

„Transparency International e. V.“ (TI) ist ein Dachverband vieler nationaler TI-Abteilungen, hier TI deutsch. Der Verein wird finanziert durch bürgerliche Regierungen und großkapitalistische Unternehmen. TI ist eine Institution, die im modernen Imperialismus existiert und spezifische Funktionen im Klassenkampf erfüllt, eine, die sicher auch von den Geheimdiensten abgeschöpft oder sonstwie genutzt wird, kurz, eine moderne internationale Organisation, wie wir sie täglich kennen und benutzen – Google, Facebook, Twitter, Amazon, ebay, Wikipedia, youtube usw. usf.

Ich versteife mich nicht darauf, unbedingt diese zwielichtigen Einrichtungen zu benutzen. Es soll andere geben (die ich aber nicht kenne). Falls wir uns für andere entscheiden, bleibt dennoch das kleine Problem, dass die Masse der Internetnutzer weiterhin gerade diese US-amerikanischen Monsterunternehmen bevorzugt.

Ich versteife mich auch nicht auf die 10 Kriterien, die in der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ (ITZ) formuliert sind. Sicher gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Zweifellos aber haben die 10 Punkte den Vorzug, dass sie komplett auf vorhandene Informationen der Vereine zurückgreifen (z. B. Meldepflichten ans Vereinsregister und an die Finanzämter), von den Vereinen also kaum zusätzliche Arbeit verlangen.

Und diese Informationen haben durchaus eine erfreuliche Aussagekraft – freilich nur für die Menschen, die sich die Mühe des Lesens machen. So schaue mensch sich z. B. einmal die Vereinssatzung von „Campact“ genau an. (Die Information übrigens, dass Campact an der ITZ teilnimmt, ist auf der Webseite schwer zu finden – und verletzt damit eine der Regeln von ITZ.) Oder mensch schaue auf die Finanzen und die SpenderInnen von Transparency international Deutschland.

Mensch mag sich über dieses Maß an Offenheit wundern. Ich meine, dass wir hier einen neuartigen offensiven Umgang mit Daten erleben, der diesen Organisationen zweifellos NICHT  schadet. Reichlich Denkfutter!

Erwähnt sei noch, dass recht enge Wechselbeziehungen zwischen TI und CORRECTIV bestehen. Von CORRECTIV – ebenfalls Mitglied bei ITZ – ist ja gegenwärtig im Zusammenhang mit modernen Zensurabsichten (siehe etwa hier) viel die Rede. Mensch sollte die angebotenen Informationen zur Kenntnis nehmen. Die Brost-Stiftung übrigens, Hauptgeldgeber von CORREKTIV, gehört der ITZ NICHT an. Wie dem auch sei: CORREKTIV hat Substanz, zunehmend Substanz, und wird uns noch viel beschäftigen. Hier eine sehr qualifizierte Arbeit eines Journalisten von CORREKTIV.

Können wir uns derartige Offenheit leisten? Wird nicht unsere ganze derzeitige Schwäche sichtbar?

Ich greife noch einmal auf Lenin zurück. Nach dem oben zitierten Satz, geht es so weiter: „Wir brauchen uns nicht davor zu fürchten, die Wahrheit über die Erschöpfung zu sagen, denn welcher Staat ist jetzt nicht erschöpft, welches Volk spricht nicht offen darüber?…  Ist etwa nicht die Erschöpfung die Ursache des Aufstands in der deutschen Flotte, den der Henker Wilhelm und seine Handlanger so schonungslos unterdrückt haben? Wenn solche Erscheinungen in einem so disziplinierten Land wie Deutschland möglich sind; wo man von der Erschöpfung, von der Beendigung des Krieges zu reden anfängt, so brauchen wir keine Scheu davor zu haben, ebenfalls offen davon zu sprechen, denn das ist die Wahrheit,…“

Nicht nur ein Name – Max Sievers über Regierungsbeteiligungen von radikalen Linken

Donnerstag, 17. November 2016 von Webredaktion

Heute jährt sich der Tag, an dem Max Sievers (1887-1944) vom faschistischen Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde zum 73. Mal. Es war am 17. November 1943.

sievers-blog

Im Jahr 2004 haben die Freidenker ein Heft ihrer Schriftenreihe „Freidenker“ speziell der Würdigung des Freidenkers, Sozialisten und Widerstandskämpfers gewidmet (Spezial 3-2004). Gernot Bandur, einer unserer verdienten Genossen, hat in diesem Heft die politische Biografie von Max Sievers skizziert. Sein Beitrag stützt sich auf umfangreiches Quellenmaterial (Der Anmerkungsteil enthält 69 Einträge und wertet rund 40 historisch-biografische Quellen aus.) und ist damit nicht nur Hauptbeitrag der vorliegenden Broschüre, sondern zugleich eine Fundgrube für Jeden/Jede, der sich für die Geschichte der politischen Kämpfe in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts interessiert.

Auch Max Sievers selbst kommt in längeren Zitaten zu Wort und erweist sich oft als erstaunlich aktuell, z. B. mit diesen Worten aus dem Jahr 1919:

„Für jede Partei, die sich das Ziel gesteckt hat, eine Gesellschaftsordnung zu stürzen, um eine neue aufzurichten, gibt es eine Stufe der Entwicklung, wo ihrem weiteren Aufstieg als Partei eine nicht zu überschreitende Grenze gesetzt ist. Das ist der Augenblick, wo sie stark genug ist an Zahl und Kräften, um einen Teil der Staatsmacht zu übernehmen, aber es ihrem Klassenstandpunkt nach vermeiden muss, durch eine solche Verbindung mit dem Staat, demselben Rückhalt und Stärkung zu geben statt ihn niederzuringen. Hier ist der Augenblick, wo der Partei der Zerfall droht. Die Geister scheiden sich in zwei Gruppen. Die einen verlangen die Beteiligung an der Staatsgewalt in der Hoffnung bald alles zu haben, wenn sie vorläufig die Hälfte nehmen, die anderen kämpfen gegen eine solche Beteiligung aus der Erkenntnis heraus, dass sie damit einem erlahmenden Gegner mit den eigenen Kräften wieder aufrichten würden, um ihn dauernd lebensfähig zu machen. Gelingt es der Partei aber, diese innere Krisis mit dem Resultat zu überwinden, dass sie programmtreu bleibt, das heißt keine Liaison mit den herrschenden Gewalten eingeht, so erlahmt dennoch auf der Höhe ihrer Macht die Kraft, weil sie trotz ihres gewaltigen Apparates nichts die Massen Packendes unternehmen kann, weil sie trotz ihrer Stärke keinen tatsächlichen Einfluss auf die tatsächlichen Gewalten ausübt, sie verliert an Werbekraft, weil sie trotz ihrer Größe den Massen für den Moment nichts zu bieten vermag….

Es ist also die Aufgabe einer politischen Partei, … dass sie… dem Proletariat die Organisationsformen anweist und erkämpft, durch die es sich den Sieg erstreiten kann.“

Zu diesen Organisationsformen rechnet Sievers, wie Bandur erläutert, die Räte in den Betrieben (Arbeiterräte) und die kommunalen Räte.

Hier sind Erfahrungen und Überlegungen dokumentiert, die auch heute noch, hundert Jahre später und unter wesentlich veränderten Bedingungen, gültige Anregungen geben, ja Anstöße darstellen können. Die aktive Auseinandersetzung mit Max Sievers lohnt sich, sowohl mit den Erkenntnissen, die der formuliert hat, als auch mit den Widersprüchen und Wendungen seines Lebens, die Ausdruck und Bestandteil eines nun mehr als hundert Jahre währenden Kampfes um Sozialismus und Frieden und gegen Kapitalismus und Faschismus sind.

Gegen den „Mythos Luther“?

Sonntag, 06. November 2016 von Webmaster

161106-jw-luther

Freidenker Thomas Loch schreibt:

In der Jungen Welt fand sich ein Interview zum Thema Reformationsjubiläum, auf dieses Interview wurde ich mittels Facebook aufmerksam und war über die getroffenen Aussagen etwas befremdet. Als objektiv historisch kann die Herangehensweise des Interviewten nicht betrachtet werden, eher als populistisch, reißerisch, verwerfend, verurteilend, nicht urteilend, die konkret historische Situation zu Luthers Zeiten, die gesellschaftlichen Verhältnisse, Entwicklungen, Erkenntnise usw. wsf. werden einfach negiert. Dazu dann noch eine reichlich abwegige Forderung, welche maximal dazu taugt etwas Aufmerksamkeit zu erhaschen, und das war es. Schlussendlich gilt es Luther nicht entsprechend zu würdigen, sondern in Bausch und Bogen zu verurteilen, begründet wird dieses mittels oberflächlicher Betrachtungsweise, in dem einzelne Aussagen Luthers in den Vordergrund gestellt werden, ohne diese im jeweiligen Kontext zu betrachten. Auf die Frage am Ende, wer anstelle Luthers gewürdigt werden solle, fallen nicht etwas Zeitgenossen desselben ein, sondern es wird auf den italienischen Wissenschaftler Galilei zurückgegriffen, mit dessen Leben sich Brecht trefflich auseinandersetze und der kein Zeitgenosse Luthers war, sondern ca. 100 Jahre nach ihm lebte, in einem Italien, welches noch unter der Knute des Katholizismus stöhnte! (Luther war allerdings nicht der erste, welcher der Papstkirche entgegentrat, neben einer ganzen Reihe von Häretiker war der Bekannteste wohl Jan Hus, welcher 1415 für seine Lehre auf dem Scheiterhaufen landete.)
 

Zum Beitrag habe ich folgenden Leserbrief auf der entsprechenden Seite im Internet hinterlassen und bin nun gespannt ob er zumindest zum Beitrag veröffentlicht wird. 

(more…)

Gemeinsam den Syrienkrieg stoppen!

Montag, 24. Oktober 2016 von Webredaktion

Der Terrorkrieg in Syrien ist so schrecklich, und er erzeugt so unermesslich größere Gefahren, dass alle Menschen guten Geistes dagegen aufstehen müssen.

Seit dem 13. Oktober 2016 gibt es einen internationalen, vom amerikanischen Friedensrat ausgehenden Appell „Hände weg von Syrien! der das Not-Wendige feststellt und das Not-Wendige fordert.

Not-Wendig ist die Feststellung zumindest dieser Tatsachen:

  • Die Fortsetzung des Krieges in Syrien ist das Ergebnis einer von den USA, der NATO, ihren regionalen Verbündeten und reaktionären Kräften durchgeführten Intervention seitens der USA, deren Ziel der Regimewechsel in Syrien ist.
  • Diese Politik des Regimewechsels in Syrien ist illegal und geschieht in klarer Verletzung der Charta der Vereinten Nationen, des Buchstabens und des Geistes des Völkerrechts und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.
  • Diese Politik des erzwungenen Regimewechsels bedroht die Sicherheit der Region und der Welt und erhöht die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und Russland mit dem Potenzial einer nuklearen Katastrophe für die ganze Welt.
  • Die dringendste Frage ist derzeit der Frieden und die Beendigung der Gewalt durch ausländische Interventionen, die zum Tod von Hunderttausenden und der Vertreibung von Millionen von Syrern geführt hat und sowohl im Land selbst als auch als Flüchtlingkrise im Ausland.

Not-Wendig ist die Durchsetzung zumindest dieser Forderungen:

  • Ein sofortiges Ende der U.S.-Politik des erzwungenen Regimewechsels in Syrien und die volle Anerkennung und Einhaltung der Grundsätze des Völkerrechts und der U.N.-Charta durch die USA, die NATO und ihre Verbündeten, einschließlich der Achtung für die Unabhängigkeit und die territoriale Integrität Syriens.
  • Ein sofortiges Ende aller ausländischen Aggressionen gegen Syrien und ernsthafte Bemühungen um eine politische Lösung des Krieges.
  • Ein sofortiges Ende aller militärischen, finanziellen, logistischen und nachrichtendienstlichen Unterstützung durch die USA, die NATO und ihre regionalen Verbündeten für die ausländischen Söldner und Extremisten im Nahen Osten.
  • Ein sofortiges Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Syrien. Massive internationale Hilfe für Vertriebene in Syrien und syrische Flüchtlinge im Ausland.

Hier kann der Appell unterzeichnet werden. Die deutschen Freidenker unterstützen den Appell „Hände weg von Syrien“ mit aller Konsequenz.

Zu dieser Konsequenz gehört, dass der Kampf gegen die in Syrien im Auftrag der USA, NATO und ihrer Verbündeten wütenden Terroristen, solange Verhandlungen, Waffenstillstände, Feuerpausen erfolglos sind, mit militärischen Mitteln bis zu ihrer Kampfunfähigkeit geführt werden muss.

In der Friedensbewegung gibt es weitere Erklärungen und Appelle gegen den Syrienkrieg. So ist auf die sorgfältig argumentierende Erklärung der deutschen Freidenker und des Bundesverbandes Arbeiterfotografie vom 7.10. 2016 zu verweisen, die als konkrete Forderungen an die Bundesregierung formuliert:

 Den Einsatz für eine Waffenruhe, die nicht den Terrorgruppen zugutekommt, sondern deren Unterstützung beendet;

 Die Einstellung der Rüstungsexporte in den Nahen Osten sowie die Beendigung des Aushungerns des syrischen Volkes durch Aufhebung des Embargos;

 Die Abkehr von der westlichen „RegimeChange“-Politik, die Beendigung des Bundeswehr-Einsatzes und die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen zur rechtmäßigen syrischen Regierung;

 Das Recht des syrischen Volkes zu achten, seine Führung selbst zu wählen und selbst über seine Zukunft zu entscheiden;

 Zusammenarbeit statt Konfrontation mit Russland. 

(more…)

Suche



Navigation

Themen

Blogroll

Hyperlinks

Neueste Beiträge

Archiv

Webseite abonnieren

Gib Deine E-Mail-Adresse an, um diese Webseite zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.

Meta

 

© Deutscher Freidenker-Verband e.V. Landesverband Berlin – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)