(Zusammenstellung und Kommentierung Doris Pumphrey, 28.12.2019 – nach einem Aufenthalt und Teilnahme an Demonstrationen in Frankreich)
In Deutschland wird die Schule „bestreikt“ und massenweise auf den Straßen gehopst für höhere Steuern. Die Hopsenden werden von finanzstarken Kreisen unterstützt, von Medien, Kirchen und selbst Gewerkschaften gelobt. Und auch Linke schlossen sich an, in der Hoffnung ein wenig von jugendlichen Massen wahrgenommen zu werden. Die FfF-„Generation“ feiert sich selbst als Retter des „Klimas“ – dürfte allerdings in Deutschland den größten Zulauf gehabt haben, denn auch nur hier wird die CO2 Steuer gefeiert und gleich noch mehr gefordert.
In Deutschland hetzt Fridays for Future gegen die Generation der Großeltern und kurz darauf missbraucht ein Öffentlicher Sender (WDR) Kinder, um sie gegen die Alten hetzen zu lassen. Zufall? Fehltritt? Versuchsballon? Da ist es nicht mehr weit, Kinder und Jugendliche auf die Straße zu mobilisieren, um nach den CO2-Steuern auch noch weiteren antisozialen Maßnahmen Vorschub zu leisten: Wie wär’s mit höherer Besteuerung der Renten, eingeschränkter Krankenversicherung „um das Kima zu retten.“
Auf der anderen Seite des Rheins – eine andere Welt
Ein gemeinsamer Kampf gegen die unsoziale Politik der Regierung und für eine sozial gesicherte Zukunft.
Hier gilt immer noch: „Liberté, Egalité, Fraternité“
In Frankreich hatten der deutsche Schulstreik und das Hopsen für höhere Steuern nur wenig Nachahmer gefunden. Im Gegenteil: Die Erhöhung der C02 Steuer hatte dort Woche um Woche Massen von Bürgerinnen und Bürgern in gelben Westen auf die Straßen gebracht, die die Kreisverkehre blockierten und in den größeren Städten demonstrierten, begleitet von der Sympathie und Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit. Der Innenminister ließ Kriegswaffen gegen sie einsetzen.
Nach deutschem Vorbild und Maßgabe in der EU, will Macron nun auch die Renten kürzen und das Rentenalter erhöhen. Diese Ankündigung wirkte wie eine Kriegserklärung gegen große Teile des französischen Volkes.
Der Streik in den betroffenen Sektoren wurde auch zu Weihnachten nicht unterbrochen. Im Kampf gegen die Rentenpläne kristallisiert sich der ganze Zorn gegen die unsoziale Politik der Regierung Macron. Zu den von dieser Rentenreform als erste betroffenen Lohnabhängigen des öffentlichen Sektors z.B. Bahnarbeiter, Feuerwehrleute, Pflegepersonal, Lehrer, gesellen sich in den Demonstrationen immer mehr Arbeiter aus dem privaten Sektor.
In Avignon schließen sich Anwälte in ihren Talaren demonstrativ der Mobilisierungsbewegung gegen die Rentenreform an, „um den Zorn der Anwälte Frankreichs auszudrücken“.
Rentner, die die Konsequenzen der Rentenreform selbst nicht mehr tragen müssen, gehen mit auf die Straße. „Die Renten haben wir im Kampf errungen, wir kämpfen um sie zu bewahren“, wie ein Rentner es formulierte.
Jugendliche allen Alters sind mit auf der Straße. „Wir werden die ersten sein, die diese Rentenreform trifft.“ „Wir sind vom Streik unserer Lehrer betroffen, die auch für ihre Rechte und die Sicherung der Rente demonstrieren. Es ist wichtig für die Rente zu demonstrieren, die Rente ist auch unsere Zukunft.“
Eine Gewerkschafterin in Tarbes fasst den gemeinsamen Kampf zusammen: „Die Arbeiter des öffentlichen und privaten Sektors dieses Landes, die Jugendlichen, die Rentner und die Arbeitslosen wollen diese Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht länger ertragen und auf dem Altar der Finanzen geopfert werden.“
Eine junge Demonstrantin begründet, warum der Kampf auch über die Weihnachtsfeiertage weitergehen muss: „Es ist nicht cool über die Feiertage zu streiken, aber wenn wir eine Pause machen, werden sie uns nicht ernst nehmen. Es gibt noch viele Weihnachten – aber nur eine Rente.“
Am 24. Dezember führten die Balletttänzerinnen der Pariser Oper unter der Begleitung des Orchesters auf den Stufen der Pariser Garnier Oper eine Szene aus dem Schwanensee auf – als Zeichen ihres Protestes gegen die Rentenpläne der Regierung, von der auch sie betroffen sind. Da seit dem 5. Dezember wegen des Streiks die Vorstellungen der Oper ausfallen, sollte dies auch eine kleine Entschädigung sein für die vielen, die auf die Weihnachtsaufführungen verzichten müssen.
Siehe dazu den kurzen Bericht in Deutsch: https://web.de/magazine/panorama/frankreich-opern-taenzerinnen-fuerchten-regierungs-plaene-altersversorgung-34297324
und hier die ganze Tanzszene: https://youtu.be/oVueDU8uw1I
Auf den Stufen der Pariser Oper and der Bastille hatten die streikenden Musiker bereits am 17. Dezember während der großen Demonstration ihren Protest mit mehreren Darbietungen deutlich gemacht https://www.youtube.com/watch?v=Ab3XloMTIPY&feature=youtu.be
Um einen Eindruck des Klassenkampfes in Frankreich zu bekommen, hier ein paar Beispiele aus einigen Städten (einige Videos beginnen mit Werbung durch youtube)
Paris: https://youtu.be/w_y7OvRmU9Q
La Rochelle: https://www.youtube.com/watch?v=3klYo-mjhCo
Avignon: https://youtu.be/y1LsatIurCU
Rouen: https://www.youtube.com/watch?v=4vQWlA6E3Uo
Le Havre: https://youtu.be/ydPHg2UTNhc
Rennes :https://youtu.be/a8_TFKM4CMo
Limoges: https://youtu.be/75pJR_6qWYg
Marseille: https://www.youtube.com/watch?v=kFj_RztUBxU
Tarbes: https://www.youtube.com/watch?v=iFmJKhQQuXg
Clermont-Ferrand: https://www.youtube.com/watch?v=LiEBOj6yYD4
« Freidenker dürfen Rosa-Luxemburg-Konferenz nicht mehr unterstützen – Die Verteidigung der Aufklärung ist die Verteidigung der DDR »
No comments yet.
Sorry, the comment form is closed at this time.