Am 3.11.2016 gab Assad der serbischen Zeitung „Politika“ ein Interview. Es ist nicht nur wegen seiner sehr klaren Einschätzungen des USA-Imperialismus und seiner Verbündeten sowie der Rolle des Terrorismus informativ, sondern gibt auch interessante Einblicke in die innersyrischen Verhältnisse nach mehr als fünf Jahren Krieg. Auch wichtige und selten gezogene Parallelen zu den Jugoslawienkriegen (1991-2001) werden herausgearbeitet.
Den deutschen Wortlaut übernehmen wir vom Saker:
Frage: Herr Präsident, warum ist die letzte syrische Waffenruhe gescheitert? Wer ist daran schuld?
Präsident Assad: Tatsächlich hat der Westen, vor allem die Vereinigten Staaten, Druck bezüglich der Waffenruhe ausgeübt, und sie bitten immer nur dann um eine Waffenruhe, wenn die Terroristen in einer schlechten Lage sind, nicht die Zivilisten. Und sie versuchen, diese Waffenruhen zu nutzen, um die Terroristen zu unterstützen, ihnen logistische Unterstützung zu bringen, Bewaffnung, Geld, alles, damit sie erneut angreifen können und wieder stärker werden. Als das nicht funktionierte, baten sie die Terroristen, sie scheitern zu lassen oder wieder anzugreifen. Also wer ist schuld? Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten, die westlichen Länder, denn für sie sind die Terroristen und Terrorismus eine Karte, die sie auf dem syrischen Schauplatz spielen wollen, es ist kein Wert, sie sind nicht gegen Terroristen. Für sie ist die Unterstützung der Terroristen ein Zermürbungskrieg gegen Syrien, gegen den Iran, gegen Russland, so sehen sie das. Darum sind nicht nur bei dieser Waffenruhe; bei jedem Versuch einer Waffenruhe, oder einer politischen Bewegung oder politischen Initiative, jedem Scheitern dieser Dinge sind die Vereinigten Staaten schuld.
Frage: Aber welches Land unterstützt Terrorismus? Saudi-Arabien? Katar?
Präsident Assad: Saudi-Arabien, Katar, Türkei…
Frage: Die Türkei?
Präsident Assad: Weil sie mit Unterstützung der Regierung über die Türkei kamen, mit direkter Unterstützung der Regierung.
Frage: Direkt?
Präsident Assad: Direkte Unterstützung der Regierung, natürlich.
Frage: Durch Geld oder durch Bewaffnung?
Präsident Assad: Sagen wir, als erstes die Genehmigung, das grüne Licht. Zweitens, die amerikanische Koalition, die „internationale Koalition“ genannt wird, die eine amerikanische ist. Sie konnten sehen, wie ISIS unsere Ölfelder nutzt und das Öl unter ihren Drohnen mit Tanklastern in die Türkei fuhr…
Frage: Das ist das syrische Öl?
Präsident Assad: In Syrien, aus Syrien in die Türkei, unter Überwachung ihrer Satelliten und ihrer Drohnen, ohne irgend etwas zu tun, bis die Russen eingriffen und anfingen, die Konvois und die Stellungen und Festungen von ISIS anzugreifen. Da fing ISIS an zu schrumpfen. Also, der Westen gab diesen Ländern wie der Türkei, Saudi-Arabien und Katar, grünes Licht, und tatsächlich sind diese Länder, diese Regierungen Marionetten; Marionetten des Westens, der Vereinigten Staaten, sie arbeiten als Marionetten, und die Terroristen in Syrien sind ihre Stellvertreter, die Stellvertreter dieser Länder und Stellvertreter des Westens und der Vereinigten Staaten.
Frage: Aber das Geld aus der Vermarktung dieses Öls, wer hat das Geld? Die Türkei?
Präsident Assad: Eine Partnerschaft aus ISIS und der Türkei. Ein Teil des Geldes geht an ISIS, weil sie so rekrutieren können und ihren Kämpfern Sold zahlen. Darum ist ISIS vor der russischen Intervention gewachsen, dehnte sich in Syrien und im Irak aus. Und ein Teil des Geldes geht an türkische Regierungsvertreter, vor allem Erdogan selbst und seine Familie.
F: Erdogan selbst?
Präsident Assad: Natürlich, natürlich. Sie waren direkt in diesen Handel mit ISIS verwickelt.
Frage: Herr Präsident, glauben Sie, dass die Russen und die Amerikaner je über Syrien einig werden können? Können Russland und die USA Partner im Krieg gegen die Terroristen in Syrien sein?
Präsident Assad: Wir hoffen das, aber in Wirklichkeit, nein, aus einem einfachen Grund: weil die Russen ihre Politik auf Werten aufbauen, neben dem Interesse. Die Werte sind, dass sie sich an internationales Recht halten, gegen Terrorismus kämpfen, und das Interesse, dass, wenn die Terroristen sich in unserer Region durchsetzen, das nicht nur unsere Region betreffen wird, sondern Europa, Russland und den Rest der Welt. Also sind die Russen sehr ernst und sehr entschlossen weiter dabei, gegen die Terroristen zu kämpfen, während die Amerikaner ihre Politik auf anderen Werten, völlig anderen Werten aufbauen, ihr Wert ist: „wir können die Terroristen benutzen“. Ich meine, die Amerikaner, sie wollten die Terroristen als Karte in dem politischen Spiel benutzen, um ihren eigenen Interessen zu dienen, auf Kosten der Interessen anderer Länder auf der Welt.
Frage: Die Situation bei der Bombardierung der syrischen Armee beim Flughafen Deir Essor… Wie ist der amerikanische Luftangriff auf die syrische Armee passiert? War das ein Zufall oder nicht?
Präsident Assad: Das war ein überlegter Angriff der amerikanischen Truppen, weil ISIS schrumpfte, wegen der syrischen, russischen und iranischen Kooperation gegen ISIS, und weil al-Nusra, die zu al Kaida gehörende Gruppe, in vielen Gebieten Syriens geschlagen wurde, also wollten die Amerikaner die Stellung der syrischen Armee untergraben; sie haben unsere Armee in Deir Essor angegriffen. Das war nicht zufällig, weil der Luftangriff über eine Stunde dauerte, und sie kamen viele Male.
Frage: Eine Stunde?
Präsident Assad: Über eine Stunde. Es waren viele Flüge der Amerikaner und ihrer Verbündeten gegen die syrische Stellung. Gleichzeitig griffen sie ein ziemlich großes Gebiet an. Sie haben kein Gebäude angegriffen, um zu sagen „wir haben einen Fehler gemacht“. Sie haben drei große Hügel angegriffen, keine anderen Gruppen in der Nähe dieser Hügel, und in Deir Essor gab es nur ISIS. Da ist keine… was sie „moderate Opposition“ nennen. Also, es war ein überlegter Angriff, um es ISIS zu ermöglichen, diese Stellung zu nehmen, und ISIS griff diese Hügel an, und nahm diese Hügel gleich, weniger als eine Stunde nach dem Angriff.
Frage: ISIS griff die syrischen Stellungen nach dem amerikanischen…?
Präsident Assad: Weniger als eine Stunde danach, weniger als eine Stunde, hat ISIS diese Hügel angegriffen. Das heißt, ISIS hat seine Truppen gesammelt, um diese Hügel anzugreifen. Woher wusste ISIS, dass die Amerikaner die syrische Stellung angreifen werden? Das heißt, sie waren bereit, sie waren vorbereitet. Das ist ein expliziter und starker Beweis, dass die Amerikaner ISIS unterstützen, und es als eine Karte benutzen, um das Gleichgewicht nach ihrer politischen Agenda zu verschieben.
Frage: Und danach sagte Amerika, tut uns leid, oh?
Präsident Assad: Sie sagten, sie bedauern, sie sagten nicht, tut uns leid. (lacht)
Frage: Herr Präsident, wer ist für den Angriff auf den Konvoi des Roten Kreuzes bei Aleppo verantwortlich, und welche Waffen wurden benutzt, um den Konvoi des Roten Kreuzes zu zerstören?
Präsident Assad: Definitiv die terroristischen Gruppen in Aleppo, denn sie sind diejenigen, die daran ein Interesse hatten. Als wir die Waffenruhe in Aleppo verkündeten, haben sie sich verweigert. Sie sagten, „nein, wir wollen keine Waffenruhe“. Sie verweigerten, dass irgendwelche Konvois nach Ostaleppo kämen, und das war öffentlich, das ist nicht unsere Propaganda, nicht unsere Erklärung, sie haben es erklärt. Und dann gab es eine Demonstration von diesen Militanten, den Konvoi zurückzuweisen. Also, sie haben ein Interesse daran, diesen Konvoi anzugreifen, wir haben keins. Es war nicht in einem Gebiet, in dem es syrische Truppen gibt, und gleichzeitig sind in dem Gebiet ohnehin keine syrischen oder russischen Flugzeuge geflogen. Aber es wurde als Teil der Propaganda genutzt, als Teil des Narrativs gegen Syrien im Westen; dass wir diesen humanitären Konvoi angegriffen hätten, weil der ganze Krieg jetzt in Syrien, laut westlicher Propaganda, den Charakter eines humanitären Krieges annimmt. Das ist jetzt die westliche Maske; sie wollte die humanitäre Maske nutzen, um eine Entschuldigung zu haben, weiter in Syrien einzugreifen, und wenn ich sage eingreifen, dann heißt das militärisch oder durch Unterstützung der Terroristen.
Frage: Das ist wie die Lage im ehemaligen Jugoslawien, im Krieg in Jugoslawien, also in dem Krieg in Bosnien-Herzegowina, im Kosovokrieg, humanitäre Probleme.
Präsident Assad: Es ist vielleicht eine andere Ära, eine andere Gestalt, aber der gleiche Kern, das was in Ihrem Land geschehen ist, und was jetzt in unserem Land geschieht.
Frage: Und die westliche Propaganda sprach von dem Problem des Einsatzes chemischer Waffen und den Faßbomben.
Präsident Assad: Das Gleiche, um zu zeigen, dass es ein schwarz-weiß-Bild ist; ein sehr, sehr schlechter Kerl gegen einen sehr sehr guten Kerl. Das ist wie das Narrativ von George W. Bush während des Krieges gegen den Irak und Afghanistan. Sie wollten also diese Überschriften oder diese Begriffe in ihrem Narrativ verwenden, um die Gefühle in der öffentlichen Meinung ihrer Länder hervorzurufen. Damit die öffentliche Meinung sie unterstützt, wenn sie eingreifen wollten, entweder direkt durch militärische Angriffe oder durch Unterstützung ihrer Stellvertreter, die die Terroristen in unserer Region sind.
Frage: Ich sehe in den Nachrichten der letzten Tage, dass Amnesty International eine Terroristengruppe dafür verurteilt hat, Chlorgas, chemische Waffen in Aleppo einzusetzen.
Präsident Assad: In Aleppo, genau, das ist vor einigen Tagen passiert, und tatsächlich haben wir gestern, ohne Berücksichtigung dieser chemischen Angriffe, gemeldet dass in den letzten drei Tagen über 80 unschuldige Zivilisten in Aleppo getötet wurden und über 300 verletzt. Von ihnen liest man nicht in den westlichen Mainstreammedien. Du siehst sie nicht, du hörst nichts von ihnen, es gibt nichts über sie. Sie greifen sich nur einige Bilder heraus, und einige Vorfälle in dem Gebiet unter Kontrolle der Terroristen, nur um sie für ihre politischen Zielsetzungen zu gebrauchen, um die syrische Regierung zu beschuldigen und zu verdammen, nicht weil sie sich Sorgen um die Syrer machen; sie scheren sich nicht um unsere Kinder, oder um Unschuldige, um Zivilisation oder um Infrastruktur. Sie scheren sich nicht darum; sie zerstören sie. Aber tatsächlich, sie sorgen sich nur darum, alles zu nutzen, was ihren Interessen dienen kann.
Frage: Und jetzt, Ihre Armee…. Sie sind der Oberkommandierende der syrischen Streitkräfte. Ihre Armee hat keinerlei chemische Waffen mehr?
Präsident Assad: Nein, haben wir nicht. Seit 2013 haben wir unser Arsenal aufgegeben. Jetzt haben wir keine mehr. Aber davor haben wir sie nie eingesetzt. Ich meine, wenn Sie von chemischen Waffen reden, die die Regierung einsetzt, heißt das, Sie reden von Tausenden Opfern an einem Ort binnen sehr kurzer Zeit. Einen solchen Vorfall hatten wir nie; nur Unterstellungen in den westlichen Medien.
Frage: Herr Präsident, wann, denken Sie, wird der syrische Krieg enden?
Präsident Assad:; Wann? Ich sage immer, dass weniger als ein Jahr genügt, um ihre internen Probleme zu lösen, weil es intern nicht sehr kompliziert ist. Es wird nur dann komplexer, wenn es mehr Eingreifen durch fremde Mächte gibt. Wenn diese fremden Mächte Syrien in Ruhe lassen, können wir Syrer das in ein paar Monaten lösen, in weniger als einem Jahr. Natürlich, das sieht nicht realistisch aus, weil jeder weiß, dass die Vereinigten Staaten die Stellung Russlands als einer Großmacht in der Welt untergraben wollen, Syrien eingeschlossen. Saudi-Arabien sucht seit Jahren nach Wegen, den Iran zu zerstören, und Syrien könnte einer der Orte sein, wo sie das erreichen können, nach ihrer Denkweise. Aber wenn wir sagen, wir könnten eine Situation erreichen, wo all diese fremden Mächte Syrien in Ruhe lassen, dann haben wir kein Problem, unser Problem zu lösen.
Wie? Zuallererst, indem die Unterstützung der Terroristen durch andere Länder beendet wird, durch die aus der Region wie der Türkei, Saudi-Arabien und Katar, und durch den Westen, natürlich, vor allem die Vereinigten Staaten. Wenn man aufhört, Terroristen in Syrien zu unterstützen, wird es nicht schwierig sein, unser Problem zu lösen.
Frage: Herr Präsident, stimmt es, dass Syrien das letzte sozialistische Land in der arabischen Welt ist?
Präsident Assad: Heute, ja. Ich weiß nicht, wie es in Zukunft wird, wie es sein wird. Wir sind sozialistisch, aber natürlich nicht von der geschlossenen Art.
Frage: Menschlicher Sozialismus, weil Ihre Regierung Bildung mit Subventionen unterstützt wie im schwedischen Modell.
Präsident Assad: Ich weiß nicht viel über das schwedische Modell, aber sagen wir mal, dass wir in Syrien eine offene Wirtschaft haben, aber gleichzeitig einen sehr starken öffentlichen Sektor, und dass der öffentliche Sektor eine sehr wichtige Rolle in der Widerstandsfähigkeit der syrischen Gesellschaft spielt und der Regierung im Krieg. Ohne diesen öffentlichen Sektor wäre die Lage weit schwieriger. Also, wir sind immer noch sozialistisch, und ich denke, der Krieg hat bewiesen, dass das sozialistische System für jedes Land sehr wichtig ist, wenn man berücksichtigt, dass ich von offenem Sozialismus rede, der es der Freiheit des öffentlichen Sektors erlauben könnte, eine wichtige Rolle beim Aufbau des Landes zu spielen.
Frage: Und Ihre großen Unternehmen… sind das Staatsunternehmen oder Privatunternehmen?
Präsident Assad: Wir haben beides. Aber normalerweise spielt in einer solchen Lage der öffentliche Sektor die wichtigste Rolle. Wie Sie wissen, fühlt der Privatsektor die Gefahr eher und leidet mehr, und in manchen Gegenden könnte er den gesamten Schauplatz verlassen, den wirtschaftlichen Schauplatz, wegen der Unsicherheit. Also darum muss man sich in einer solchen Lage mehr auf den öffentlichen Sektor verlassen, aber der Privatsektor spielt in Syrien immer noch eine sehr wichtige Rolle neben dem öffentlichen.
Frage: Und Sie haben eine sehr, sehr tolerante Atmosphäre, mit anderen Kirchen, Christen, Muslimen…
P.A:: Das ist nicht wirklich Toleranz; sie sind Teil dieser Gesellschaft. Ohne all die unterschiedlichen Farben der Gesellschaft – Christen, Muslime, und die verschiedenen Sekten und Ethnien – wäre es nicht Syrien. Also jeder syrische Bürger sollte völlig frei darin sein, seine Rituale, seine Traditionen, seinen Glauben zu praktizieren. Er sollte frei sein, damit das Land stabil ist. Andernfalls gibt es Syrien als ein stabiles Land nicht. Aber ich würde es nicht Toleranz nennen. Toleranz heißt, wir akzeptieren etwas gegen unseren Willen; nein, Muslims und Christen haben in Syrien jahrhundertelang zusammen gelebt, und sie integrieren sich in ihrem alltäglichen Leben, sie leben nicht in Ghettos.
Frage: Keine getrennten Schulen für Muslims, für Christen, junge Leute, nein?
Präsident Assad: Nein, nein. Es gibt einige Schulen, die der Kirche gehören, aber die sind voller Muslime und umgekehrt. Also, das gibt es nicht, nein. Wir erlauben keine Trennung der Religionen und Ethnien in Syrien, das wäre sehr gefährlich, aber natürlich, ohne das Eingreifen der Regierung würden die Leute gerne miteinander leben, in jeder Schule, an jedem Ort, in jeder NGO, in der Regierung, das ist natürlich… Darum ist Syrien von Natur aus säkular, nicht durch die Regierung. Die syrische Gesellschaft war in ihrer ganzen Geschichte säkular.
Frage: Und, Herr Präsident, es ist jetzt ein Jahr, seit die russische Luftwaffe am syrischen Krieg teilnimmt, wie sehr haben die Russen Ihnen geholfen?
Präsident Assad: Reden wir von der Wirklichkeit. Vor dem russischen Eingreifen war ISIS dabei, sich auszudehnen, wie ich gesagt habe. Als sie anfingen einzugreifen, fingen ISIS und al-Nusra und die anderen mit al Kaida verbundenen Gruppen an, zu schrumpfen. Also, das ist die Realität. Warum? Natürlich, weil es eine Großmacht ist, und sie haben eine enorme Armee und sie haben enorme Feuerkraft, die die syrische Armee in ihrem Krieg unterstützen kann. Die andere Seite der gleichen Geschichte ist, dass, wenn ein großes Land, eine Großmacht wie Russland, gegen die Terroristen eingreift, in Zusammenarbeit mit den Truppen am Boden, und in unserem Fall der syrischen Armee, , dann wird man natürlich konkrete Ergebnisse erreichen, während gleichzeitig die amerikanische Allianz, die ohnehin nicht ernst gemeint ist, aber gleichzeitig eben keine Verbündeten auf dem Boden hat, nichts erreichen kann. Also, die russische Macht war sehr wichtig, neben ihrem politischen Gewicht in der internationalen Arena, auf beiden Wegen konnten sie die Lage ändern, und sie waren sehr wichtig für Syrien, um die Terroristen in unterschiedlichen Gebieten des syrischen Schauplatzes zu schlagen, oder auf dem Schlachtfeld.
Frage: Ist die syrische Gesellschaft heute durch den Krieg gespalten?
Präsident Assad: Tatsächlich ist sie homogener als vor dem Krieg. Das mag für viele Beobachter überraschend sein, weil der Krieg eine sehr tiefe und wichtige Lektion für jeden Syrer ist. Viele Syrer konnten vor dem Krieg den Unterschied zwischen einem Fanatiker und einem Extremisten nicht erkennen, dazwischen, ein Extremist zu sein und ein Terrorist zu sein. Diese Grenzen waren vielen nicht klar, aber durch den Krieg, durch die Zerstörung, durch den hohen Preis, den jeder Syrer zahlen musste, haben jetzt viele Syrer die Lektion gelernt und wissen jetzt, dass der einzige Weg, das Land zu schützen und zu bewahren, darin besteht, homogen zu sein, miteinander zu leben, zu integrieren, zu akzeptieren, einander zu lieben. Darum denke ich, der Effekt des Krieges, trotz aller schlimmen Aspekte dieses wie jedes Krieges, dieser Aspekt war positiv für die syrische Gesellschaft. Also ich mache mir keine Sorgen über die Struktur der syrischen Gesellschaft nach dem Krieg Ich denke, sie wird gesünder sein.
Frage: Und eine Frage zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen; wenn würden Sie gerne in den US-Präsidentschaftswahlen siegen sehen, Trump oder Hillary?
Präsident Assad: Ich denke, im größten Teil der Welt dreht sich die Debatte über diese Wahlen darum, wer besser ist, Clinton oder Trump. In Syrien ist die Diskussion, wer schlimmer ist, nicht, wer besser ist. Also, ich denke, keiner der beiden wird gut für uns sein, das ist das erste, sagen wir. Zweitens, aus unserer Erfahrung mit amerikanischen Vertretern und Politikern allgemein, nehmt sie nicht beim Wort, sie sind nicht ehrlich. Was immer sie sagen, glaubt es nicht. Ob sie ein gutes oder ein schlechtes Word sagen, ob sie sehr aggressiv sind oder sehr friedlich, glaubt ihnen nicht. Es hängt von den Lobbies ab, von dem Einfluss unterschiedlicher politischer Bewegungen in ihrem Land, nach der Wahl, das wird ihre Politik dann bestimmen. Also, wir müssen unsere Zeit nicht damit verschwenden, jetzt ihrer Rhetorik zu lauschen. Das ist nur Müll. Wartet auf ihr politisches Handeln, und schaut, aber wir sehen keine guten Zeichen, dass die Vereinigten Staaten ihre Politik bezüglich dessen, was auf der Welt geschieht, dramatisch ändern werden, sagen wir mal, fair sein werden, oder dem Völkerrecht folgen, oder sich um die Charta der Vereinten Nationen scheren. Es gibt kein Zeichen, dass wir das in der nahen Zukunft sehen werden. Also, es geht nicht darum, wer Präsident wird; die Unterschiede werden minimal sein, jedem von ihnen wird es nur erlaubt, seinen eigenen Fingerabdruck zu hinterlassen, nur den persönlichen Fingerabdruck, aber das bedeutet keine Änderung der Politik. Darum setzten wir unsere Hoffnungen nicht darauf, verschwenden unsere Zeit nicht damit.
Frage: Herr Präsident, die letzte Frage: Die Beziehung zwischen Serbien und Syrien haben Sie irgendeine Botschaft an das Volk in Serbien?
Präsident Assad: Ich denke, wir haben auf beiden Seiten nicht getan, was wir tun müssen, um eine bessere Beziehung zu haben, vor dem Krieg. Natürlich hinterlässt der Krieg seine Spuren auf der Beziehung zwischen zwei Ländern, das wäre verständlich, aber wir müssen für die nächste Zeit planen, weil Ihr Land unter äußerer Aggression gelitten hat, die zur Teilung Jugoslawiens führte, und ich denke, die Menschen zahlen immer noch den Preis dieses Krieges. Zweitens, der Krieg in Ihrem Land wurde auf die gleiche Weise dargestellt: als ein humanitärer Krieg, in den der Westen eingreifen wollte, um eine bestimmte Gemeinschaft gegen die Aggressoren aus einer anderen Gemeinschaft zu schützen. Viele Menschen auf der Welt glauben diese Geschichte, genau wie in Syrien; sie nutzen die gleiche Maske, die humanitäre Maske.
Tatsächlich sind dem Westen ihre Leute egal, sie kümmern sich nicht um ihre Leute, sie kümmern sich um niemanden auf der Welt, nur um ihre eigenen begründeten Interessen. Daher denke ich, wir lernen die gleiche Lektion, vielleicht in einem anderen Gebiet, es liegen zwei Jahrzehnte dazwischen, vielleicht mit anderen Schlagzeilen, aber der wirkliche Inhalt ist der gleiche. Darum denke ich, wir müssen in jedem Aspekt bessere Beziehungen errichten: kulturell, wirtschaftlich, politisch, um unsere Stellung zu stärken, jedes Land in seiner Region.
Frage: Aber die syrische Regierung, Sie, und der Staat Syrien, unterstützen Serbien in der Frage des Kosovo?
Präsident Assad: Das haben wir, obwohl die Türken ihren Einfluss für den Kosovo nutzen wollten, zu Gunsten des Kosovo, aber wir haben uns geweigert. Das war vor dem Krieg, das war vor sieben oder acht Jahren, und wir haben uns geweigert, trotz unserer damals guten Beziehungen zur Türkei. Wir haben Serbien unterstützt.
Herr Präsident, danke für das Interview, vielen Dank für Ihre Zeit.
Präsident Assad: Nichts zu danken. Danke, dass Sie nach Damaskus gekommen sind.
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