Nicht ohne Sorge fragten Mitglieder und Sympathisanten des Berliner Freidenkerverbandes an, ob der Verzicht auf eine Stellungnahme zum sogenannten „Klimastreik“ auf eine Scheu des Berliner Landesverbandes und seines Vorstands deuten könnte, das Thema anzupacken. Dem ist nicht so. Wie die Nachfragenden halten wir die Veranstaltung für eine Offensive des Klassenkampfs von oben, für eine Tarnkappenbewegung zur Durchsetzung reaktionärster antisozialer und antidemokratischer Maßnahmen. Wir sind aber der Meinung, dass wir die vielen Fragen, die sich hier stellen, zunächst, mit diversen Pros und Contras, auf unseren gemeinsamen öffentlichen Veranstaltungen diskutieren sollten. Wir sehen keinen Anlaß, uns bei der Thematik unter Zeitdruck setzen zu lassen.
Im Dezember wird das „Freidenker“-Heft zum Thema „Klima“ erscheinen. Hier wird der Verband versuchen, zunächst einmal die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Fragen von beiden Seiten verständlich zusammengefasst darzustellen.
Ab Januar 2020 wollen wir in unseren gemeinsamen öffentlichen Berliner Runden die verschiedenen Aspekte der „Protestbewegungen“ diskutieren.
Zur Beruhigung aller, die nachfragten, bestätigen wir aber das Offensichtliche:
Eine Unterstützung des „Klimastreiks“ durch den Berliner Freidenkerverband gibt es nicht.
Dafür, dass das Wort „Streik“ hier ins Gegenteil seiner Wortbedeutung verkehrt wird, sollten eigentlich schon solche Aufrufer wie die Unternehmensleitungen von „Amazon“, „Zalando“, „Flixbus“ hinreichender Beleg sein – sowie die Beteiligung zahlreicher anderer Unternehmen. Tatsächlich wäre hier „Aussperrung“ das angemessene Wort. Während übrigens Flixbus-Fahrzeuge kostenlos zum Herankarren der „Streikenden“ zur Verfügung stehen, gilt der „Streik“aufruf des Unternehmens keineswegs für die Busfahrer selber, die über Subunternehmen ausgebeutet werden.
Wir sind uns bewußt, dass es bei der heutigen Veranstaltung „Klimastreik“ um das geht, was die Herrschenden seit langem ankündigen: Die Durchsetzung einer Agenda 2020, verschärfter Klassenkampf des oberen Drittels gegen die unteren zwei Drittel der Gesellschaft. Wir sind alarmiert, welch massive Versuche unternommen werden, breiteste Schichten der Lohnabhängigen – mit und ohne Einkommen – gegen ihre eigensten Interessen mit immensem organisatorischen und finanziellen Aufwand zu vereinnahmen. Allerdings halten wir die zu organisierende Gegenwehr für eine langfristige, mit Bündnispartnern vorzubereitende Aufgabe. Wichtiger als das vordergründige Medienspektakel „auf der Straße“ sind dabei allerdings die reaktionären Maßnahmen selber: das „Klimapaket“, das das „Klimakabinett“ der Großen Koalition heute durchwinken will.
Als überparteilicher HUMANISTISCHER Weltanschauungsverband betreffen uns diese Aktionen an einem Lebensnerv. Es spricht vieles dafür, dass eine „Bewegung“, die „den“ Menschen als Störfaktor „der“ Natur darstellt, in ihrem Wesen zutiefst ANTIhumanistisch ist. Auch darauf werden wir reagieren müssen. Als Anregung für weiteres Nachdenken möchten wir einen Text von Kai Rogusch empfehlen:
https://www.novo-argumente.com/artikel/greta_wann_platzt_die_bittere_politblase
Ein Satz darin scheint uns Vieles auf den Punkt zu bringen, was wir heute um uns herum beobachten: „Das Perfide liegt darin, dass auf diese Weise dem visionslosen Antihumanismus unserer Tage die Aura der kindlichen Unangreifbarkeit verschafft wird.“
Die Sommerpause endet, und wir laden ein zur nächsten Runde „Berliner Freidenker im Gespräch“.
Unser Referent ist Dr. Hartmut König.
Unser Thema:
Kultur der DDR – Beitrag zum Reichtum der deutschen Nationalkultur
Wann:
Mittwoch, den 11. September 2019, um 18 Uhr
Wo:
Kieztreff Wedding, Stralsunder Straße 6
13355 Berlin
Es scheint gemäß heute herrschender Ideologie fast anrüchig, von einer Nationalkultur zu sprechen, obwohl es doch selbstverständlich sein sollte, dass auch wir Deutschen eine haben… Und dann noch vom Beitrag der Deutschen Demokratischen Republik, wo Künstler den Nationalpreis bekommen konnten, wo ein Komponist aus der Schönberg-Schule, Hanns Eisler, die Nationalhymne komponierte, und wo ein bedeutender Dichter, Johannes R. Becher, wie einst Goethe, den Rang eines Ministers bekleidete.
Wir ließen uns zum Titel inspirieren durch eine Äußerung, die Hartmut König kürzlich in einem Interview bei RT deutsch machte:
„Da ist, seriös unleugbar, ein Reichtum parat für jeden, der ihn sehen und hören will. Der Osten hat ihn in die deutsche Nationalkultur eingebracht.“
Mit einem weiteren Zitat aus diesem Interview sind wir mitten im Thema unseres Abends:
„Wer von einem grauen, trostlosen, kultur- und kunstfeindlichen Alltag der DDR-Gesellschaft redet, malt ein Zerrbild der Wirklichkeit. Das tun unbelehrbare Hard-Core-Delegitimierer, die die zunehmende Wut so vieler Ex-DDR-Bürger über die Diffamierung ihrer einstigen Lebensleistungen und Milieus als östlichen Undank abtun.“
Hartmut König müssen wir kaum vorstellen. Viele von Euch haben seine Lieder seit ihrer Jugend gesungen. Geboren 1947 in Berlin, war er Mitbegründer der ersten deutschsprachigen DDR-Beatband »Team 4« und des »Oktoberklubs«; Autor und Komponist zahlreicher Lieder (»Sag mir, wo du stehst«; Songtexte für den DEFA-Film »Heißer Sommer«). Er studierte Journalistik in Leipzig, 1974 Promotion; ab 1976 Sekretär des Zentralrates der FDJ; 1989 stellvertretender Kulturminister. Nach 1990 arbeitete er in einem Brandenburger Zeitungsverlag und lebt heute in der Gemeinde Panketal nahe Bernau.
Hartmut hat sich keineswegs in den Ruhestand einer „lebenden Legende“ zurückgezogen. Er ist weiterhin als Dichter und Sänger sehr aktiv, mit neuen aktuellen Liedern. Auch haben Viele, die den diesjährigen Berliner Ostermarsch besuchten, seine Rede dort als einen inhaltlichen Höhepunkt wahrgenommen.
Das erwähnte RT-Interview ist hier nachzulesen: https://www.freidenker.org/?p=6713
AUSBLICK AUF DIE KOMMENDEN VERANSTALTUNGEN
Da der 70. Jahrestag der Gründung der DDR bevorsteht, und die zu erwartende Flut von Delegitimierungskampagnen und Geschichtsfälschungen schon eingesetzt hat, werden wir uns bis zum Jahresende in unseren Runden mit der Deutschen Demokratischen Republik und den Folgen ihrer Liquidierung und Annexion beschäftigen. Wir wollen dabei auch zentrale Fragen des Staats- und Völkerrechts berühren.
Am 9. Oktober wird Brigitte Streicher vom DDR-Kabinett Bochum einen Vergleich der Verfassung der DDR und des Grundgesetzes der BRD vortragen.
Am 20. November wird Hans Bauer, Vorsitzender der GRH (Gesellschaft zur rechtlichen und humanitären Unterstützung e.V.), uns Einblick in die Hintergründe und Folgen des Einigungsvertrags geben .
Im Berliner Ephraim-Palais läuft derzeit eine Ausstellung mit dem Titel „Ost-Berlin. Die halbe Hauptstadt“.
Der Berliner Freidenker-Verband erklärt hierzu:
Berlin, Hauptstadt der DDR, war eine ganze Hauptstadt. An dieser völkerrechtlichen Tatsache gibt es nichts zu deuten.
Das Jahr 2019 ist das Jahr der 70sten Wiederkehr der Gründung des ersten deutschen Friedensstaates, der Deutschen Demokratischen Republik.
Aus diesem Anlass steht die Veranstaltung des OKV, gemeinsam mit seinen Verbänden, für dieses einmalige historische Ereignis.
Am 7. Oktober 2019, 10.00 – 12.00 Uhr lädt das OKV e.V. ein ins Bürgerhaus Neuenhagen b. Berlin zur alljährlich gewohnten Alternative Einheitsfeier unter dem Motto: „70. Jahrestag der Gründung der DDR, des ersten deutschen Friedensstaates“. Der Veranstaltungsflyer ist unter www.okv-ev.de einzusehen, kann heruntergeladen und sollte weiter verbreitet werden.
Der Vorverkauf läuft –
Im Flyer sind die Vorverkaufsstellen am Franz-Mehring-Platz – FMP1 – aufgeführt.
Wer Mitglied eines der im OKV organisierten Vereine ist, kann Karten auch bei deren Vorständen/SprecherInnen erwerben.
Ebenso ist die Kartenbestellung über „Kontakt“ auf unsere Website als auch per E-Mail redaktion@okv-ev.de möglich.
von Hans Bauer, Vorsitzender der GRH und Mitglied des Deutschen Freidenker-Verbands
„Bild“ hetzt. Billiges Boulevardblatt. Sein Markenzeichen. Dieses Mal geht´s gegen Veranstaltungen zum 70. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949. In Neuenhagen und in Berlin-Marzahn. Im Visier das Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden (OKV), die „junge Welt“, das „DDRKabinett Bochum“. Und natürlich die Redner. Die „Bild-Experten“ können sich auf Weiteres vorbereiten. In allen Teilen des Landes werden solche Treffen stattfinden. Gemeinsam mit unseren westdeutschen Freundinnen und Freunden. Und sogar im Westen Deutschlands wird die DDR geehrt werden. Offenbar hat „Bild“ verschlafen. Nach Besetzung und Machtergreifung, Raub des Volkseigentums, Kriminalisierung und Demütigung ist Ostdeutschland aufgewacht. Besinnt sich zunehmend seiner Kraft. Nicht nur Ältere erinnern sich, auch junge Leute „entdecken“ inzwischen den Wert dieses untergegangenen Landes. Etliche Politiker haben den Unmut im Osten erkannt, versuchen das für sich zu nutzen. Manche missbrauchen dies für Populismus und rechte Parolen. Die Wahlen stehen bevor. Wer im Leben steht, spürt, der Osten tickt anders. „Gemeinschaftsgefühl, kollektives Selbstbewusstsein und solidarischer Zusammenhalt“, war jüngst der Befund einer Schweizer Soziologin. Und viele Menschen vermissen Sicherheit und Geborgenheit. Und noch mehr unterscheidet sie: die Sehnsucht nach Frieden und Freundschaft mit Russland. Dankbarkeit und Verbundenheit mit der Sowjetunion und die imperialistische Bedrohung des heutigen Russlands sind im Osten eine Barriere für den deutschen Imperialismus, eine Art Mauer. Unser Widerstand hat vielleicht schon mehr bewirkt als uns bewusst ist. Die Umerziehung der Ostdeutschen ist misslungen, wie neulich zu lesen war. Das müssen auch die ewigen Krieger zur Kenntnis nehmen, auch die neue Kriegsministerin Annegret Kramp-K(n)arrenbauer. Stärken wir unser Selbstbewusstsein und unseren Widerstand. Gemeinsam. Und schöpfen wir unsere Kraft auch aus den Erfahrungen der DDR. Deren wir mit Stolz gedenken.
Mit herzlichem Dank an die Freunde des OKV für die Genehmigung zum Weiterverbreiten!
Der link zum Original ist hier:
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