Putin und Trump, Trump und Putin. Seit Monaten bestimmt das antirussische Geschrei den Ton in Washington. Die Konzernmedien sind besessen von einer angeblichen „Einmischung“ Russlands zu Gunsten des Wahlsieges von Trump. Die Demokratische Partei hat nichts zu bieten als den Kampf gegen Trump/Putin. Sie sucht nach Möglichkeiten den außenpolitischen Spielraum des Präsidenten zu begrenzen, um eine Politik der Verständigung mit Moskau zu verhindern.
Man fragt sich: Wo sind sie denn, die vielen „Linken“ und „Progressiven“, die Anfang des Jahres auf den Straßen der USA demonstrierten und von vielen hierzulande geradezu als große Hoffnung bejubelt wurden? Wo bleibt ihr Protest gegen den immer gefährlicher werdenden russophoben Wahnsinn – oder bestätigt sich nicht gerade, dass die Demokratische Partei (mit freundlicher finanzieller Unterstützung der ihr nahestehenden Oligarchen) bei den Massenprotesten gegen den Wahlsieger Trump Regie führte?
Die anti-russische Hysterie treibt Blüten wie zu Hochzeiten des Kalten Krieges und McCarthyismus.
Hinter jedem Russen steht Putin, meint der demokratische US-Abgeordnete Quigley: „Wenn Sie sich mit irgendeinem Russen treffen, dann treffen Sie sich mit dem russischen Geheimdienst und deshalb mit Präsident Putin.“[1]
Für den obersten Koordinator der US-Geheimdienste unter Präsident Obama, James Clapper, liegt den Russen das Böse bereits im Blut. Er warnt vor ihnen, denn sie werden „fast genetisch dazu angetrieben, zu kooptieren, zu unterwandern, sich die Gunst zu erschleichen.“ [2]
„Wir wurden und werden von einer feindlichen ausländischen Macht angegriffen“ und dagegen helfen nur Bomben, ist das Rezept des Demokraten Paul Begala, einem engen Vertrauten der Clintons, der auf dem Sender CNN fordert, nicht nur über Sanktionen gegen Russland zu diskutieren, sondern „ob wir nicht den KGB, GSU oder GRU in die Luft sprengen sollten. Wir sollten massiv zurückschlagen.“ [3]
„Der Luftangriff dauerte etwa drei Stunden. Innerhalb von nur einem Tag war Stalingrad praktisch dem Erdboden gleichgemacht worden. In den Flammen der Feuerwirbelwinde ist ein Zehntel der in der Stadt verbliebenen Einwohner ums Leben gekommen – über 40.000 Menschen. Nach dem Umfang der Schäden übertrifft der Luftangriff an der Wolga um ein Vielfaches das, was Dresden erlebt hatte, wo Angaben aus Deutschland zufolge 25.000 Menschen getötet worden waren.“
… kämpft Rainer Braun.
Er tut das auf seine originelle Weise und (zumindest was Russland betrifft) schon lange. Sein Bemühen, meine ich, verdient mehr Aufmerksamkeit.
Neueste derartige Äußerungen finden sich in diesem aktuellen Gespräch mit Andreas Wehr bei Weltnetz TV:
Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit Positionen Rainer Brauns ist jetzt auf „opablog“ unter dem Titel „Der schiefe Blick“ erschienen.
Die folgende Information wurde erarbeitet von Volker Wirth und Gerhard Mertschenk am 6.7.2017 für die Alexander-von-Humboldt-Gesellschaft e.V. – Freunde Lateinamerikas.
Wir übernehmen die Fassung der Neuen Rheinischen Zeitung:
Behauptet wird in fast all unseren Medien: Die Venezolaner sind im Aufstand gegen einen Diktator, der mit blutiger Gewalt friedliche Demonstranten daran hindert, zu demonstrieren. Die sozialistische Misswirtschaft und die Hilfe für Kuba und andere Karibikländer sowie die allgegenwärtige Korruption haben Venezuela in den Ruin geführt. Die Regierung unternimmt nichts und muss zurücktreten oder abgesetzt werden, um einer anderen Platz zu machen, welche die Opposition stellt. Notfalls muss die Armee putschen, oder die wichtigsten OAS-Länder, angeführt von den USA, müssen intervenieren, denn Maduro hat das Parlament entmachtet und will jetzt die Verfassung zu seinen Gunsten ummodeln lassen, indem er eine Verfassung gebende Versammlung einberief, was er ohne das Volk zu befragen nicht durfte. Das alles wird behauptet, doch die Wahrheit sieht anders aus:
1 Die Venezolaner sind im Aufstand…
Es sind nicht „d i e Venezolaner“: Schwerpunkte der Unruhen sind die Reichenviertel im Osten von Caracas sowie in weiteren Städten, welche auch teilweise von der Opposition regiert werden. Allein schon die sehr teure „Ausrüstung“ für den Straßenkampf gegen die Polizei (Helm, Gasmaske, wasserdichte Bekleidung, Baseballschläger, Schild) machen deutlich, dass sich das ärmere Familien gar nicht leisten könnten. Aber auch sehr arme, deklassierte Jugendliche sind (teilweise gegen Bezahlung) beteiligt.
Die Mehrzahl der Todesfälle sind in nur fünf Teilstaaten (bzw. deren Hauptstädten oder größten Städten) vorgefallen: Barinas, (Lara Barquisimeto), Miranda (Ost-Caracas), Táchira (San Cristóbal) und Carabobo (Valencia). In den meisten Gemeinden ist die Lage völlig ruhig. Zehn Personen haben durch Aktionen der Polizei ihr Leben verloren. In 3 Fällen sei (lt. Tarek William Saab, Ombudsmann am 1.6.2017) die Nationalgarde verantwortlich, in 2 Fällen die Nationalpolizei, in 2 weiteren Fällen die Polizei des Staates Carabobo, in je einem die Polizei der Bundesstaaten Táchira, Bolívar und des Verwaltungsbezirks Sucre. Die Mehrheit der Toten geht demnach direkt oder indirekt auf das Konto der Opposition.
Exkurs: Bundesinnenminister de Maizière hat G20-Gegner davor gewarnt (Bild am Sonntag, 2.7.2017), gewaltsam gegen das Gipfeltreffen zu protestieren. Das Versammlungsrecht gelte nur für friedliche Demonstranten, sagte der CDU-Politiker der „Bild am Sonntag“. Gewalt – egal von wem – müsse im Keim erstickt werden.
2 … gegen einen Diktator,
Diese Wendung spielt eine zwiespältige, merkwürdig-unklare Rolle.
Ken Jebsen, einer der gegenwärtig wenigen linken Aufklärer von Format, geht mit ihr hausieren. Gerne auch konterkariert er sein linkes Aufklärertum durch demonstrative Danksagungen an die Polizei oder durch gelegentliche Nettigkeiten für Frau Merkel.
Die selbsterklärten Gralshüter „echten Linksseins“ – DKP, KPD, Rotfuchs. Kommunistische Plattform oder wer auch immer – sind natürlich sauer, dass der Ken, dem sie unendlich viel verdanken, einen ihrer wichtigsten Glaubenswerte veralbert oder gar leugnet.
Denjenigen, die sich als einzige demonstrativ DIE LINKE nennen, geht der ganze Streit am Allerwertesten vorbei, denn was „links“ wirklich bedeuten könnte, interessiert Gysi und Zöglinge schon lange nicht mehr (wenn es sie jemals interessiert hat).
Bei meiner dauerhaften Sympathie für die Arbeit von Ken Jebsen blieb es nicht aus, dass ich in meinem Blog zu bestimmen versuchte (sogar mehrmals), ob und was „Linkssein“ für mich ist.
Anfangs (etwa ab 2012) mögen diese Überlegungen etwas akademisch gewesen sein. Inzwischen ist Zeit vergangen. Wir erleben (ohne allzu viel zu verstehen), wie die Multipolare Welt geboren wird. Dabei könnte es zu einer fundamentalen Tatsache werden, dass diese Welt „weder links noch rechts“ ist. Sie betritt Dank des Agierens von Kräften die Bühne, die anscheinend „weder links noch rechts“ sind.
Ich als skeptischer Optimist bin natürlich erst einmal froh, dass diese Multipolare Welt offenbar die Neue WeltOrdnung derer zurückdrängt, die sich selbst „Exzeptionelle“ nennen. Aber was folgt danach? Entwickelt sich ein neuer Kampf der multiplen Pole um „den Platz an der Sonne“? Oder entwickelt sich die Multipolarität zu einer sozusagen „ALLPOLARITÄT“, die auf nichts anderes hinauslaufen kann als eine „Macht ohne Herrschaft“? Wenn es soweit kommen soll, müsste wohl eine enorme revolutionäre Tatkraft aufgebracht werden, Linkssein im besten Sinne.
Das wäre die Stufe, wo „weder rechts noch links“ einerseits und „radikal links“ andererseits identisch werden. Denkmöglich scheint mir das zu sein.
Was die Zukunft ermöglicht und verlangt, wissen wir nicht.
Die Vergangenheit zu vergessen, haben wir kein Recht.