(Karl Marx / Friedrich Engels, in: Marx/Engels Werke, Band 7, Seite 253, *Quelle)
Liebe Freundinnen und Freunde des Umweltinstituts,
im Streit über die Wiederzulassung des Unkrautvernichters Glyphosat verweisen Hersteller und Behörden immer wieder auf Studien, die belegen sollen, dass das Pestizid harmlos ist. Doch die genannten Studien sind bisher öffentlich nicht zugänglich und somit nicht überprüfbar.
Schon lange fordern wir daher die Herausgabe dieser Geheimstudien. Jetzt haben die Hersteller einen Leseraum in Brüssel eingerichtet, in dem die Studien für einige Wochen unter strengen Auflagen eingesehen werden können.
Unser Referent Karl Bär hat diesen Raum besucht, um sich selbst ein Bild zu machen. Unter ständiger Aufsicht durch Wachpersonal konnte er die Studien an speziellen Computern einsehen. Dabei durften weder Kopien noch Fotos gemacht werden, lediglich handschriftliche Notizen. Karl Bär: „Unter diesen Bedingungen ist es unmöglich, die 71 Studien einer ernsthaften Überprüfung zu unterziehen.“ So ein Leseraum ist offenbar kein Ersatz für echte Transparenz oder gar wissenschaftliche Auseinandersetzung!
Bis spätestens Ende nächsten Jahres soll die Bewertung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) vorliegen, auf deren Grundlage über die Wiederzulassung von Glyphosat entschieden wird. Schon mehr als 22.000 Menschen fordern mit uns: „Die ECHA darf keinen Persilschein für Glyphosat ausstellen.“
***
Das Umweltinstitut München e. V. informiert hier ausführlich über seine Tätigkeitsfelder, das Team und viele Aktivitäten. Zugleich erfüllt es nicht die Transparenzkriterien der Zivilgesellschaft, wie sie als Mindestkriterien u. a. von der ITZ hier definiert sind und zur Zeit von 790 zivilgesellschaftlichen Organisationen erfüllt werden.
————————————————————
Dass beide Forderungen unterschiedlich akzentuieren, liegt auf der Hand. Aber unvereinbare Gegensätze? So verschieden, dass unbedingt ZWEI voneinander abgegrenzte Veranstaltungen nötig sind?
Grundsätzlich wird kein Friedensfreund und keine Freundin den ehrwürdigen Slogan der Bertha von Suttner „Die Waffen nieder!“ (bekanntlich ein Romantitel aus dem Jahr 1889) gering schätzen. Folgt nicht selbst heute die Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Russland und den USA vom 9. September 2016 diesem Prinzip? – In einen Krieg verstrickte, tatsächlich oder angeblich für humanitäre Werte kämpfende, BERECHENBARE Mächte einigen sich, die Waffen schweigen zu lassen. Zunächst für einen begrenzten Zeitraum aber mit der Option auf Verlängerung.
Die Betonung liegt auf „berechenbar, humanitären Werten verpflichtet“.
Was später als Faschismus in die Welt gehievt wurde oder heute als gewalttätiger Extremismus/Terrorismus, das konnte sich Bertha von Suttner nicht vorstellen. Ich zweifle, dass sie sich gegenüber diesen Kriegsungeheuern auf die höfliche Empfehlung, „die Waffen niederzulegen“ beschränkt hätte. Wie es auch sei. Unsere beiden, (wirklich oder angeblich) humanitären Werten verpflichteten Mächte Russland und USA waren sich völlig einig: Die Vernichtung der Terroristen IS und Al Nusra wird fortgesetzt auch während der Laufzeit des Waffenstillstands und zwar gemeinsam.
„Die Waffen nieder!“ drückt also keineswegs einen ohnmächtigen Wünsch aus und ist schon gar nicht die Feigheit, den/die Angreifer beim Namen zu nennen. Diese Losung ist der entschiedenste Aufruf, Verantwortung für den Frieden zu übernehmen, Imperialismus und Aggression aufzudecken und schließt nicht aus, faschistische (oder gleichartige) Mörder als letztes Machtmittel mit Gewalt zu stoppen.
Wer behauptet „Die Waffen nieder!“ hindere daran, die aggressive Politik der NATO beim Namen zu nennen, der sollte noch einmal neu nachdenken. Das Gegenteil ist der Fall.
Die Freidenker halten sich zugute, aktiver Teil der „alten“, „traditionell verwurzelten“ Friedensbewegung zu sein. Das hat sie nie gehindert, in den verwickelten Kämpfen unserer Zeit klar zwischen Angreifer und Angegriffenem zu unterscheiden. Insbesondere die berüchtigte „Äquidistanz zwischen den Konfliktparteien“ in Syrien oder der Ukraine haben die Freidenker nie eingenommen. Seit Jahr und Tag prangern sie die aggressive Politik der USA und der von den aggressivsten imperialistischen Kräften gesteuerten NATO gegen Russland an. Seit Jahr und Tag sammeln die Freidenker Unterschriften für den Appell:
mit dem berühmten Abschlußslogan:
Zur Demo am 8.10. „Die Waffen nieder!“ sind die Freidenker mit diesem Frontbanner dabei:
Nicht weniger als 186 Initiativen und Organisationen rufen (neben weit über tausend Einzelpersonen) zur Friedensdemo
am 8.10. nach Berlin. Hier kann jeder und jede Interesssierte die Liste einsehen.
Damit ist schon jetzt, über viele Meinungsunterschiede hinweg, das Zeichen gesetzt, dass der Einsatz für den Frieden nicht eine Art Privileg weniger Gesinnungsgeprüfter sein kann. Einerseits sind es die Einheit und Bestimmtheit einer Bewegung, die ihre Kraft ausmachen. Doch auf der anderen Seite wiegen Vielfalt und Breite ebenso schwer. Die Menschen sind verschieden, die politischen Kräfte unterscheiden sich, aber die Bereitschaft sich für den Frieden einzusetzen ist eine der tiefsten Gemeinsamkeiten. Sie ist so umfassend, dass die Friedensbewegung eigentlich die 99%, von denen Blockupy immer spricht, vertreten sollte. Nur die offenen oder verkappten Friedensfeinde bleiben außen vor.
Sich in dieser Breite zu vereinen, bedeutet Toleranz zu üben, Spannungen auszuhalten und Streit im Interesse der Sache nicht zu vermeiden. Der Aufruf der Demo (hier ist der Text) ist kein Gebetskanon. Es darf weitergedacht werden! Weitergehende Sichtweisen und Ziele „dürfen“ erklärt werden. Alles Andere wäre ja der Tod einer solchen Bewegung.
Deshalb unterstützen wir Freidenker die Demo mit aller Kraft. Weil sie
Liebe Freidenkerin, lieber Freidenker, liebe Freunde, wir laden ein zu unserer nächsten öffentlichen
„Berliner Runde – Freidenker im Gespräch“
am Mittwoch, dem 14. September 2016, 18.00 Uhr
im Klub der Volkssolidarität, Torstr. 203 – 205, 10115 Berlin*
„Friedensfahrt Berlin-Moskau 2016“
Es berichten Freidenker, die an der Fahrt teilgenommen haben.
Die Friedensfahrt mit rund 250 Teilnehmern und Teilnehmerinnen, die vom 7. August bis 21. August 2016 stattfand, hatte mit Stettin, Kaliningrad, Gvardejsk, Schiauliai, Pskow, Utorgosh, Luba, St. Petersburg, Twer, Moskau, Smolensk, Katyn, Minsk und Warschau viel mehr Stationen als die obige Kurzbezeichnung erkennen lässt.
Immer und überall ging es uns um das friedliche Zusammenleben der Völker, besonders des deutschen mit dem russischen Volk. Wir haben der Opfer der Weltkriege gedacht und immer und überall gemeinsam mit unseren jeweiligen Gastgebern gefordert, dass es nie wieder Krieg geben dürfe. Wir alle, mit dieser „Volksdiplomatie von unten“, waren uns einig: Die kriegstreiberische Politik der NATO muss beendet werden!
In unserer Freidenkerrunde am 14.9. wollen wir sowohl bildhaft von unseren Erlebnissen berichten als auch einige Erfahrungen und Probleme ansprechen, über die wir uns Meinungsaustausch, wenn nötig auch Meinungsstreit, wünschen. Vielleicht können wir bei dieser Runde sogar beweisen, dass die russische Gastfreundschaft auch lukullisch ein wenig auf uns abgefärbt hat.
Zur inhaltlichen Orientierung der Friedensfahrt gibt es viele Dokumente. Wir möchten zur Vorbereitung die Petition hervorheben, die Dr. Rainer Rothfuss, Initiator der Fahrt, am 3. 8. 2016 gestartet hat und die bisher 9222 UnterstützerInnen zählt (Text der Petition in der Anlage).
Über die Fahrt selbst haben die konventionellen Massenmedien in Deutschland nicht berichtet (in Russland umso mehr). In einigen alternativen Medien jedoch gab es viele Informationen. Diese sind (leider) nur online zu finden, etwa auf der Seite „druschba.info“ aber auch tagesaktuell auf „opablog“.
Zu den Problemstellungen, über die wir uns Meinungsaustausch wünschen, gehören Fragen wie:
– Schließt unsere Bündnispolitik für den Frieden die Zusammenarbeit mit Rechten ein? Wen oder was bezeichnen wir überhaupt mit dem Begriff „Rechte“? Sind das Fragen, die neue Anforderungen an uns stellen? (Es wäre hilfreich, wenn wir in diese Diskussion unser Freidenkerheft 1-16 einbeziehen würden, namentlich den Beitrag: „Nicht rechts, nicht links“? von Klaus Hartmann.)
– Ist eine neue Qualität demokratischer Massenbewegungen möglich, wie sie u.a. mit dem Slogan „Volksdiplomatie von unten“ umschrieben wird? Und wenn ja, wie können wir dazu beitragen, dass aus Möglichkeit Wirklichkeit wird?
– Haben wir ein nationales Interesse zu vertreten? Geschichtsbewusstsein gegen Geschichtsnihilismus? Was heißt das heute konkret?
Wir freuen uns auf unseren nächsten freidenkerischen Gedankenaustausch.
Leitungskollektiv der Berliner Freidenker
*S1-, S2-, S25-Oranienburger Str., U6-Oranienburger Tor
————————————————–
Update 7.9.2016:
Zur Einstimmung auf unsere Diskussion sollte dieses Posting einschließlich des dort verlinkten Videos berücksichtigt werden.
————————————————
Anlage: Text der Petition von Dr. Rainer Rothfuss