Die Nachdenkseiten haben sich eines, wie ich meine, vernachlässigten Themas angenommen – der Glaubwürdigkeit zivilgesellschaftlicher Organisationen. Den Anlass lieferte ihnen „Campact e. V.“. Am 27.9.2016 wurde das Problem auf den Nachdenkseiten zum ersten Mal angesprochen, da sich der „themen scout“ Yves Venedy von Campact in der Kalte-Kriegs-Logik gegen Russland geäußert hatte. Am 13.10. 2016 legten die Nachdenkseiten nach: „Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten haben weiter recherchiert und Erstaunliches ans Licht geholt.“ Zugleich starteten NDS einen Aufruf an ihre Leserinnen und Leser, selbst zu prüfen und zu recherchieren und gaben zu diesem Zweck einige orientierende Fragestellungen vor. Jetzt, am 25.10. 2016 bringen die Nachdenkseiten den zusammenfassenden Beitrag: „Ist Campact zu trauen? – NDS-Leserinnen und Leser meinen mehrheitlich: nein. Und sie belegen das.“ und stellen eine 27-seitige Dokumentation der LeserInnen-Rückmeldungen online.
Ich hatte mich im Zusammenhang mit den von Campact im September 2016 organisierten Protesten gegen TTIP und CETA unabhängig von den NDS für Campact interessiert und die Informationen gesichtet, die der Verein im Rahmen seiner Teilnahme an der ITZ veröffentlicht. Danach finanziert sich der Verein seit Jahren aus Förderbeiträgen (z. Z. mehr als 47.000 FördererInnen) und Spenden, während in den Anfangsjahren die Finanzierung durch einige Stiftungen maßgeblich war (lt. Wikipedia), worüber aber keine detaillierten Daten öffentlich zugänglich sind.
Interessant sind die Angaben zur inneren Verfasstheit des Vereins. Seine Mitgliederzahl ist auf 12 begrenzt (war in früheren Jahren auf sieben begrenzt). Die Vereinsmitgliedschaft der drei Vorstandsmitglieder (die in Personalunion Geschäftsführer sind) endete satzungsgemäß mit der Wahl in den Vorstand. Die 12 Mitglieder werden zu gleichen Teilen vom Team (53 festangestellte Personen) von einer Repräsentanz der vielen tausend FördererInnen und vom Vorstand gestellt; ein offensichtlich in vieler Hinsicht ungewöhnliches Vereinsmodell. Angaben zur (zentralen) Rolle und Stellung der drei Geschäftsführer konnte ich nicht online finden. Käme Till Eulenspiegel des Wegs, das für drastische Sprüche bekannte Original aus dem deutschen Volksbuch, würde er vielleicht sagen: „Glückwunsch, Ihr drei großmächtigen Herren Geschäftsführer, vor jeder demokratischen Störung habt Ihr Euch zuverlässig geschützt!“
Die Kurzinformationen zu den Teammitgliedern laden zu weiteren Recherchen ein. Beachtlich, was die NDS (hier, zu Punkt 6 scrollen) zu den Kopplungen von Geschäftsführer Bautz (Campact und Bewegungsstiftung), managing director Fiedler (Bewegungsstiftung) und der Hintergrundorganisation des Weltsozialforums (Recherchen Chossudovski) in den Vordergrund gerückt und so sichtbar gemacht haben.
Den NDS ist zu danken, einen kritischen Blick (ohne Pauschalurteil!) auf Campact gelenkt zu haben. Andere „zivilgesellschaftliche Organisationen“ erfreuen sich schon länger kritischer Aufmerksamkeit. Ich erinnere an AVAAZ, an pro Asyl (Achtung für’s Seelenheil – der entsprechende Beitrag steht bei Kopp!), mein Blick geht auch auf IALANA, Hauptwirkungsstätte von Reiner Braun, mit deren Transparenz ich ungute Erfahrungen machte (hier, hier und hier) oder den Bund für soziale Verteidigung. Und es scheint mir eine berechtigte Frage, wer das IPB dieser Tage befähigt hat, einige Vorschläge zu Syrien zu formulieren, die sozusagen tausendprozentig in die Agenda gewisser politischer Mächte passen.
Immer wieder geschieht es also, dass konkrete Organisationen aus konkretem Anlass kritisch unter die Lupe genommen werden. Oft sind die Ergebnisse durchaus bemerkenswert, geraten mit der Zeit aber in Vergessenheit. Beim nächsten Anlass für Skepsis fängt das Orientierungsbemühen wieder bei Null an. Die Materialien der ITZ, die selbst lückenhaft bzw. diskussionswürdig sind, werden kaum genutzt
Ist es nicht an der Zeit, dass JEDE Initiative und Organisation, die politisches Vertrauen einfordert, Standards der Transparenz praktiziert, die Vertrauen fördern?
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Die Nachdenkseiten (NDS), um vorstehenden Beitrag nach dieser Seite abzurunden, bzw. ihr gemeinnütziger Förderverein IQM, sind nicht Mitglied der „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“ (ITZ).
Liebe Freidenkerin, lieber Freidenker, liebe Freunde, wir laden ein zu unserer nächsten öffentlichen
„Berliner Runde – Freidenker im Gespräch“
am Mittwoch, dem 12. Oktober 2016, 18.00 Uhr
im Klub der Volkssolidarität, Torstr. 203 – 205, 10115 Berlin*
Maren Müller stellt die „Ständige Publikumskonferenz“ vor
und berichtet von dem Großprojekt
„Das Ende des Informationsjournalismus am Beispiel der ARD-Griechenlandberichterstattung“**
Maren Müller ist ehrenamtliche Vorsitzende des Vereins „Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien“ e. V. Seit Längerem macht sich der Leipziger Verein für Medienkompetenz des mündigen Bürgers der BRD stark.
Zum Vereinszweck heißt es:
„Zweck des Vereins ist die Wahrnehmung und Förderung der demokratischen Mitsprache bei der Umsetzung des gesellschaftlichen Programmauftrages der öffentlich-rechtlichen Medienanstalten.
Die Ständige Publikumskonferenz hat sich unmittelbar aus der Lanz-Petition heraus etabliert.
Wir verstehen uns als unabhängige basisdemokratische Beschwerde- und Optimierungsinstanz, die aktiv an der Verbesserung des von den BeitragszahlerInnen finanzierten Angebotes der Öffentlich-Rechtlichen mitwirken wird.“
Diesem selbst gestellten Auftrag ist der von Maren Müller geleitete Verein unter anderem durch die große Studie über die ARD-Berichterstattung zu Griechenland nachgekommen, die die tagtäglichen Methoden der Manipulation konkret beim Namen nennt. (Hier der Hinweis auf eine Studie der Otto Brenner-Stiftung zur Berichterstattung über Griechenland.)
Darüber hinaus konzentriert sich die Arbeit der „Ständigen Publikumskonferenz“ darauf, den Anteil, die Strategien und Methoden der Öffentlich-Rechtlichen bei der Gewöhnung an den Krieg aufzudecken, anzuprangern und durch Beschwerden dagegen vorzugehen.
Wie es in unseren Gesprächsrunden bewährt ist, wird uns unser Gast mit einem etwa einstündigen Vortrag in die Thematik einführen. Im Anschluss ist Gelegenheit, Fragen zu stellen und in einer sicherlich wieder lebhaften Diskussion Meinungen und Standpunkte auszutauschen.
Frau Müller hat am 30.9. 2016 den Nachdenkseiten ein Interview gegeben, das wir allen Interessierten zur vorbereitenden Lektüre empfehlen.
Und ebenfalls lohnt sich der Besuch der Webseite der Publikumskonferenz.
Wir freuen uns auf unseren nächsten freidenkerischen Gedankenaustausch.
Leitungskollektiv der Berliner Freidenker
*S1-, S2-, S25-Oranienburger Str., U6-Oranienburger Tor
** Hier geht es direkt zu diesem umfangreichen lesenswerten Material.
PS:
Schon heute ankündigen wollen wir eine nächste Veranstaltung der Berliner und Brandenburger Freidenker:
SONNTAG, 23.10.2016, 15-18.30 UHR, BERLIN, WEITLINGSTRAßE 89 (GESCHÄFTSSTELLE DER GBM)
FREIDENKER LANDESVERBÄNDE BERLIN UND BRANDENBURG, Vorträge und Podiumsdiskussion:
„DER NEUE VORSTOß DER GENTECHNIKKONZERNE – KRIEG GEGEN DIE
NAHRUNGSSOUVERÄNITÄT UND DIE ÖKOLOGIE“