Aufmerksame Analysten – gewiss nicht der Mainstream – behaupten (Beispiele hier, hier, hier oder hier), dass sich gegenwärtig eine Multipolare Welt herausbilde, ja, dass dieser Prozess bereits ein gutes Stück vorangekommen sei und weiter rasant voranschreite. Sie nehmen wahr, dass der König abgedankt habe und allenfalls noch Rückzugsgefechte zur Gesichtswahrung führe.
Weil ich wünsche, dass sie recht haben, lese ich das gern und schätze ihre Argumente. Trotzdem bleibe ich kritisch oder sogar skeptisch. (Das hat vielleicht seine tiefsten Grund darin, dass meine Maßstäbe vom größten emanzipatorischen Schritt der Menschheit, der Sozialistischen Revolution in Russland 1917, abgeleitet sind und bleiben.)
Die Multipolare Welt monopolkapitalistischer Oligarchien mag gegenüber der Weltherrschaft EINER imperialistischen Oligarchie vorerst einige menschliche Werte und Möglichkeiten bewahren, doch solange wir Marx nicht als toten Hund behandeln, werden wir die emanzipatorischen Schranken jeden Kapitals nicht aus den Augen verlieren.
Diese Bedenken mögen in einem Zeitraum von 10, 20 Jahren mehr Gewicht bekommen. Meine Bedenken der Gegenwart sind andere: Könnte der „Rückzug des Königs“ aus einigen materiellen Positionen gekoppelt sein an einen weiteren Ausbau seiner „geistigen“ (in Wahrheit: geistfeindlichen) Hegemonie? Dass seine Herrschaft auf Basis Industriemacht geschmälert wurde, konnte er durch Dollarmacht mehr als kompensieren. Kann er vielleicht die Schmälerung seiner Dollarmacht kompensieren durch die Macht über den Willen der Lämmer?
Ich beobachte die ungebrochen fortschreitende Amerikanisierung des Denkens der Masse der Menschen und besonders die massive Amerikanisierung (in Form und Inhalt) des kritischen und oppositionellen Denkens (die mit einem galoppierenden Verfall von gesellschaftskritischer Begrifflichkeit einhergeht) mit großer Sorge.
Dass mittlerweile jede zweite politische Kampagne in Deutschland selbstverständlich ihren Ausgangspunkt und ihre Mentoren in den USA hat und sprachlich ungeniert auf amerikanisch daherkommt (Beispiele gefällig?), sollte zum Nachdenken Anlass geben.
Die Berliner Freidenker hatten am 12. April 2017 Klaus Hartmann, den Bundesvorsitzenden des Deutschen Freidenkerverbandes, zu Gast. Das folgende Video stellt einen aktuellen Ausschnitt aus seinem Vortrag dar, dessen Schwerpunkt weltanschauliche Grundfragen des marxistischen Menschenbildes bildeten.
Die Nachdenkseiten haben inzwischen die Einschätzung des MIT-Professors Postol zum Geheimdienst Report betreffend den Giftgasangriff vom 4. April in Syrien in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht.
von Freidenker Elias Davidsson
Der Begriff der kriminellen Staatsverschwörungen weist auf strafbare Machenschaften hin, die von den höchsten Instanzen eines Staates im Namen und im mutmaßlichen Interesse des Staates begangen werden. Es handelt sich also nicht um private Straftaten von Machthabern. Es wird immer wieder behauptet – besonders in Bezug auf 9/11 – dass große Staatsverschwörungen auffliegen würden, da sicherlich “jemand ausplaudern wird”. Man würde es sich zwar so wünschen, aber diese Vorstellung ist naiv und unbegründet, wie es hier erklärt wird.
Damit kriminelle staatliche Verschwörungen auffliegen, müssen fünf Voraussetzungen gleichzeitig erfüllt werden, die höchst selten oder nie vorhanden sind:
1. Die Person muss von einem Staatsverbrechen unmittelbare Kenntnis haben und es belegen können.
2. Die Person muss bereit sein ihre Geheimhaltungspflicht zu verletzen und die unberechenbaren Konsequenzen zu tragen (Entlassung, Gefängnis oder sogar Tod).
3. Die Person muss bereit sein ihre MitarbeiterInnen zu verraten.
4. Die Person muss einen vertrauenswürdigen Journalisten kennen, der sie nicht verraten wird.
5. Ein Chefredakteur muss vorhanden sein, der bereit und in der Lage ist die Information zu publizieren und die persönlichen Konsequenzen zu tragen.
Nur wenige Fälle von solchen Enthüllungen sind bekannt. Enthüller (“whistleblower”) wie Mordechai Vanunu und Edward Snowden mussten ein hohen Preis für ihre mutige Tat bezahlen. Vanunu wurde zu 18 Jahren Haft in Israel verurteilt, davon 11 Jahren in Einzelhaft. Er darf trotzdem nicht mit fremden Journalisten sprechen und das Land verlassen. Snowden musste Asyl in Russland erhalten und kann sich nicht mal in West Europa sicher aufhalten. Wenn Journalisten sich nicht mal trauen in ihren Veröffentlichungen den Verdacht zu erörtern, dass staatliche Instanzen gelegentlich ihre Bürger ermorden – wie z.B. im Fall Buback oder des NSU – wie soll jemand erwarten, dass Geheimnisträger ihre Freiheit oder Leben durch die Enthüllung von Staatsverschwörungen gefährden werden?
Wer so mutig ist, soll bitte die Hand aufheben! Im Fall 9/11 sind die Namen von einigen Menschen bereits bekannt, die Insider-Wissen besaßen und in ungeklärten Umständen starben.
Elias Davidsson war vor einiger Zeit Gast unserer Berliner Gesprächsrunde. U. a. hier haben wir davon berichtet. Seine beiden markanten Beiträge zum „Berliner Anschlag“ sind hier nachzulesen. Hier haben wir sein neues Buch angezeigt. Gerade in diesen Tagen ging ein neues Gespräch von Ken Jebsen mit Elias Davidsson online:
ist das zwar nicht witzig aber grotesk. Lachen mag ich trotzdem nicht, denn er – „Robin Avram“, nicht zu verwechseln mit Ms. „Robin Dubin Avram“ – hat sich fleißig ausgebildet, soll heißen: Er pinkelt so gezielt, dass auch der Gutwilligste sich gestört fühlen muss.
Doch der Reihe nach: Eine liebe Freundin schickt mir eine Mail, in deren Betreffzeile das Wort „infam“ steht. Die Mail enthält wenig mehr als die Frage „…hattest du das gelesen? „ und diesen Link.
Kannte ich natürlich nicht. Mir reicht es, dass ich Zwangsgebühren zahlen muss. Den Konsum der „Unabhängigen“, „öffentlich Rechtlichen“ verweigere ich, von Ausnahmen abgesehen, so gut es geht. So war mir der „’schmutzige(r)‘ Artikel, um Ressentiments gegen Friedensaktivisten zu schüren“ (Kommentator 2) entgangen. („Typischer Artikel im Sinne der Querfrontstudie der Otto-Brenner-Stiftung“ – Kommentator 3.)
Worum geht es Herrn Avram in seinem Pamphlet „Wie die Neu-Rechte die Friedensbewegung unterwandert“, dem – Zufälle gibt es – ein Bild der Flagge der vermutlich BND-durchsetzten „Stephan-Steins-Friedensbewegung“ vorangestellt ist? Es geht um nicht weniger, als Laura von Wimmersperg zur Kronzeugin der behaupteten Rechtsunterwanderung zu machen.
Es ist schwierig mit dieser Alten. Zwar habe „ihr überaltertes Bündnis“ („wie aus der Zeit gefallen“) kaum Zulauf aber sie, „immer noch da“, ist einfach nicht tot zu kriegen. Sogar „wachen Blick“ muss Robin ihr bescheinigen. Wo er recht hat, hat er recht, und sei es nur mit dieser einen Phrase unter, gefühlt, siebentausend Wörtern.
Leider, schrullig ist die alte Dame nicht (die schon für den Frieden demonstrierte, als Robin noch ein Hosenscheißerchen war). Sie weiß genau, was sie sagt (Zitate aus dem Artikel):
„Russland ist gefragt worden von Assad, also ganz im Sinne des Völkerrechts voran gegangen.“ Assad sei dabei ein Politiker, der nicht schlimmer und nicht besser sei, als andere Politiker, die im Nahen Osten agieren. Der russische Einsatz trage zudem dazu bei, dass „dieses Land nicht völlig auseinanderfällt“, das Ziel seien freie Wahlen.“
„Wir machen absolut nichts mit, was in Richtung Rassismus geht“.
„Wenn unsere Presse sauber arbeiten würde, dann wäre man auf diese Medien (gemeint ist „rt“ – Opa) nicht so angewiesen“, sagt sie. Und Ken Jebsen? Dem werde in Sachen Antisemtimus vieles angedichtet. Als sie mit ihm gesprochen habe, habe sie den Eindruck gewonnen: Eigentlich ist er ein sehr kluger Kopf, der in den vergangenen Jahren auch viel gelernt habe.“
„Denn wenn die USA und Russland einen Krieg beginnen, wird der auf deutschem Boden ausgetragen werden.“
Wie soll Robin daraus Honig saugen? Dass Laura „betroffen“ schaut und „am Ärmel ihres roten Oberteils“ nestelt, wenn es um den Friedenswinter 2014 geht, ist für einen ems-gestählten Qualitätsjournalisten („aus einem Haar auf ’ner Glatze eine Locke drehen“) vielleicht doch etwas dünn. Wie wär’s denn damit:
„Im Auslegen seid frisch und munter
Legt ihrs nicht aus, so legt was unter.“
Und Robin legt los. An, aus, drüber, drunter. Sie sei doch ein Bündnis eingegangen „mit halbseidenen Organisationen, in denen sich Fremdenfeinde, Antisemiten und Verschwörungstheoretiker tummeln.“ „Der Ex-rbb-Moderator Ken Jebsen … schwadronierte von der Herrschaft jüdischer Lobbyisten und erklärte, die deutsche Presse sei von der Nato gekauft.“ „Doch bei gemeinsamen Veranstaltungen von klassischer und neurechter Friedensbewegung traten weiterhin Redner auf, die antisemitische Verschwörungstheorien verbreiteten und vor einer Überfremdung warnten.“ „… Giftgaseinsatz Assads gegen die eigene Bevölkerung.“ „russische(n) Annexion der Krim“ „Die Zeiten, für Laura Wimmersperg haben sie sich gar nicht so sehr geändert. Vor der Wende war sie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei West-Berlin (SEW), die der SED nahestand.“
Liebe Leserin, lieber Leser, genügen diese Beispiele?
Sie verlangen hoffentlich nicht, dass ich dieses Sammelsurium bewusst gestreuter Bösartigkeiten ein weiteres mal (zum eintauseneinten mal) aufdrösele und widerlege. Ich verweise auf die 86 Kommentare, in denen Herr Avram (neben dem Zuspruch einiger Claqueure) ausreichend Nachhilfe erhalten hat bzw. Blamage ernten konnte. (EINE Perle aber eines Avram-Begeisterten möchte ich nicht vorenthalten: „Das diese Frau, die die Partei unterstützt, die so viel Elend über Deutschland gebracht hat, nicht alles versteht, ist nur zu gut verständlich ! Ein Schlag ins Gesicht der tausenden Opfer der SED Diktatur, dass sie sich hier als kommunistischer Friedensengel darstellen will und kann – unglaublich !“)
Uli Gellermann (dem ich herzlich Genesung wünsche) hat es auf den Punkt gebracht: „Also zum Mitschreiben und für die Justiz: Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) lässt seinen Mitarbeiter Robin Avram lauthals lügen.“
Letzte Bemerkung: EIN Markenzeichen der kommenden Edelfeder R. A. könnte es sein, dass neben Falschaussagen, die ihm Kommentatoren nachweisen (und die er beinhart verteidigt), am Ende seiner Arbeiten schon mal Korrekturen angegeben sind. Ein Mann also, der die Größe hat, sich zu korrigieren? Leider betreffen die Korrekturen vergleichsweise nebensächliche Details. Also doch wohl eher jemand, der zwar trefflich hetzt aber schlampig schreibt.
Egon KRENZ nannte in seinem Vortrag zum 65. Jahrestag der Gründung der DDR – zögernd, es in einem Satz tun zu sollen – als Ursache des Scheiterns des sozialistischen Staates auf deutschem Boden den Rückstand in der Arbeitsproduktivität (gegenüber der Bundesrepublik Deutschland). Er fügte hinzu, daß schon LENIN die Arbeitsproduktivität als das Entscheidende für den Sieg des Sozialismus im Wettlauf mit dem Kapitalismus benannt habe. Und das hätten wir eben nicht geschafft, sondern wären nach 40 Jahren des Laufens ein Drittel der Rennstrecke dahinter geblieben.
Da erheben sich doch Fragen. Was genau hat LENIN als das Entscheidende, das Wesentliche, das Fort-schrittliche, das Überlegene der veränderten Gesellschaftsordnung angesehen? Das kann doch keine abstrakte ökonomische Kennzahl – ein „Fetisch“ neuer Art – sein. Eine post-profitorientierte Gesellschafts-ordnung auf ökonomische „Werte“ zu reduzieren, hieße den Teufel durch Beelzebub zu ersetzen.
LENIN traf seine Aussage im April 1918, fünf Monate nach der Oktoberrevolution, in seinem Aufsatz „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“. Er nannte darin sowohl „Rahmenbedingungen“ als auch Zweck einer höheren Arbeitsproduktivität. Des Zusammenhangs und Wechselspiels der Arbeitsproduktivität im Arbeiter-und-Bauern-Staat mit derjenigen in den umgebenden kapitalistischen Staaten war er sich wohl bewusst. Er sah in einer effektiven Arbeitsorganisation („Taylor-System“), der wirtschaftlichen Rechnungsführung und der Entwicklung der energetischen Basis die nächstliegenden Aufgaben, damit »jeder Werktätige nach Erfüllung des [werktäglichen] achtstündigen Pensums produktiver Arbeit unentgeltlich an der Ausübung der Staatspflichten teilnimmt. (Darin [an der „Mitwirkung an Pflichten als Staatsbürger“]) … liegt das Unter-pfand für die endgültige Festigung des Sozialismus.« Es ging ihm um die »Hebung des produktiven Könnens der Werktätigen«, damit diese Zeit für die Ausübung politischer Aktivitäten (für die „Volksdemo-kratie“) gewönnen. „Stoppuhr“ und „Ziffernskala“ für einen schmalbahnigen Wettlauf, der ganz und gar nicht sportlich sein würde, nannte er nicht. LENIN sah ihn als einen disziplinierten »massenhaften Vormarsch« an, nicht als ein Kampf um Symbole und Trophäen – und schon gar nicht als Selbstzweck.
Was haben wir also falsch gemacht, seitdem LENIN als Vordenker ausschied? Oder – den geschichtlichen Zeitraum und die Verantwortung einengend – was haben die Führer des „sozialistischen Lagers“ falsch gemacht, nachdem dieses Ende der 1940er Jahre durch Vormarsch der hoffnungsvollen Volksmassen in Osteuropa und in China rings um die Sowjetunion entstanden war? Haben die militärischen Sieger zu sehr auf ihr Marschall-Insignien gepocht? Haben sie geglaubt, daß ein „Gleichgewicht des Schreckens“ ein „Gleichgewicht der Zufriedenheit“ ersetzen kann? Haben die sozialistischen Sieger gemeint, die „Zeit“ arbeite für sie (während die kapitalistischen Sieger „Geld“ für sich arbeiten ließen)? Warum unterließen es die sozialistischen Staatsführer, das „sozialistische Haus“ zu bauen, gemeinsam zu organisieren und vor ihren Völkern Rechenschaft abzulegen?
KRENZ’ Report über den Zustand des „Warschauer Paktes“ (den „Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe“ erwähnt er gar nicht erst) im Jahre 1989 enthüllt erschreckende Versäumnisse im Vordenken der Paktführer, ohne das ein »Vormarschieren« gar nicht möglich ist. Mit »Staatspflichten« hatte LENIN die „Souveräns-pflichten“ gemeint, das „Mitplanen“ und „Mitregieren“. Es hat nicht an Versuchen der Volksmassen gefehlt, ihre „verordneten Staatsführer“ auf Versäumnisse und Fehlentwicklungen hinzuweisen. Die Antwort war: „Keine Fehlerdiskussion!“ Das „Reale“ war die weitverbreitete Selbstzufriedenheit mit dem »staatskapi-talistisch« wirtschaftstechnisch Erreichten innerhalb der eigenen Grenzen und das Ausblenden der Schöpfer-kräfte der „Massen“ – der „Subsidiarität“ der gesellschaftlichen Entscheidungen. Technische Innovationen, die sowohl die Produktivität der eigenen Ressourcen steigern als auch die wirklichen Kosten der Produkte unter diejenigen des „Weltmarktes“ senken, blieben Ausnahmen. Der „schonungslose Weltstandsvergleich“ blieb eine Losung. Der Sozialismus existierte „real“, aber er marschierte nicht vor. Gut ausgebildete „Köpfe“ und „Hände“ rannten gegen „ideologische Wände“, lange ehe eine „Mauer“ gebaut wurde. Die »Staats-pflichten« wurden weder national noch im „Bruderbund“ erfüllt.